Francis Ngannou plant erste Titelverteidigung für Sommer 2021
Bei UFC 260 präsentierte sich im Hauptkampf ein ruhiger Francis Ngannou, der viel gefasster und kontrollierter kämpfte als in vorherigen Auftritten. Der einstige Schwinger schlagende Bulldozer blieb geduldig und nahm den Titelträger Stipe Miocic, mustergültig auseinander. Die Lorbeeren verteilte Ngannou selbst später an sein Team und den Gegner, der ihm 2018 im ersten Aufeinandertreffen noch die Grenzen aufgezeigt hatte.
„Das war meine größte Erfahrung im Kampfsport. Diese Nacht am 18. Januar war die größte Nacht meines Lebens. Und es hört sich vielleicht komisch an, das so zu sagen, aber auch wenn ich den Gürtel nicht bekommen habe, hatte ich den Kampf nicht verloren. Soviel, wie ich in dem Kampf über MMA gelernt habe, über mein Kampfverhalten, wie ich meine Kraft einteile, war es trotzdem ein gutes Ergebnis. Ich habe sehr davon profitiert und es hat mich gepusht, bis zum heutigen Sieg", erklärte Ngannou auf der Pressekonferenz nach seinem Titelgewinn.
In der Tat entschied Ngannou nicht nur den Standkampf für sich, sondern zeigte sich auch im Grappling entschieden verbessert. Schon der erste Takedown Miocics scheiterte an der guten Abwehr des Kameruners, dieser holte sich anschließend sogar den Rücken und ließ es Schläge hageln.
„Ich habe in dem Moment gar nicht so sehr darüber nachgedacht“, so Ngannou. „In den letzten Monaten habe ich viele Takedowns abgewehrt, es war eigentlich der hautsächliche Teil meines Trainings. Ich hatte ein Trainingscamp vor diesem Trainingscamp, ich habe sechs Monate lang nur Ringen trainert. Ich habe nicht über die Abwehr nachgedacht. Was mir vielmehr zu denken gegeben hat, war, wie er all die Schläge einstecken und trotzdem weitermachen konnte. Aber wir haben schon mal gekämpft, er ist eine harte Nuss, das weiß ich. Es hat mich nicht überrascht, man muss einfach ruhig bleiben und weiter arbeiten.“
Zufrieden war Ngannou auch mit den gelungenen Fortschritten im Kampfgeschehen: „Am meisten bin ich darüber glücklich, dass ich mich selbst immer wieder beruhigen und auf das hören konnte, was meine Ecke mir sagte. Ich habe mir einfach selbst zugeredet: „Okay, hör auf deine Trainer, beruhige dich, du hast alles unter Kontrolle. Du hast 25 Minuten, kein Grund zur Eile. Du kannst es immer beenden, die ganzen 25 Minuten lang.“
Bereits unmittelbar nach dem Kampf kochte die Gerüchteküche in den sozialen Medien über, gegen wen Ngannou seinen Titel als erstes verteidigen sollte. Während sich Jon Jones über Twitter selbst ins Spiel brachte, schlug UFC-Boss Dana White hingegen Dreieck Lewis als nächsten Gegner vor. Eine Trilogie gegen Miocic steht indes nicht auf der To-Do-Liste des neuen Champions.
„Ich glaube nicht, dass ich nochmal gegen Stipe kämpfen muss“, stellte Ngannou klar. „Er hat gesagt, ich würde nicht Champion werden, bevor er aufhört. Vielleicht geht er ja jetzt in Rente, wer weiß? Falls nicht, würde ich natürlich auch gegen ihn kämpfen. Ich habe gegen ihn ja auch verloren und er gilt als das beste Schwergewicht aller Zeiten. Natürlich macht aber auch ein Kampf gegen Jon Jones Sinn. Wenn Jon Jones nicht ins Schwergewicht kommt, muss sich die Gewichtsklasse eben weiter orientieren. Als neuer Schwergewichtschampion werde ich aktiver sein, als Stipe es in den letzten Jahren war. Mit dem Gürtel hoffe ich, nun zwei bis drei Kämpfe im Jahr machen zu können. Am besten so schnell wie möglich, im Juli oder August bin ich bereit.“
