Michael Chandler: Poirier muss sich entscheiden, ob er Titelkämpfe oder Money Fights will
Deutliches Statement abgegeben und doch außen vor. Das scheint die neue Situation für UFC-Neuzugang Michael Chandler zu sein. Der 34-Jährige katapultierte sich aus dem Stand mit einem Knockout gegen Dan Hooker ins Titelrennen, doch der Weg zum Titel scheint versperrt, zumindest, wenn die UFC Dustin Poirier einen Titelkampf geben möchte. Denn der „Diamond“ weist einen Kampf gegen den früheren Bellator-Champion weit von sich.
„Es ist etwas komisch“, so Chandler gegenüber MMAFighting. „Was oder wer auch immer ich vor UFC 257 war, in den Augen der Fans, der Medien und den Ranglisten bin ich nach UFC 257 jemand ganz Anderes.“
Chandler hatte bereits im vergangenen Jahr den Vertrag bei der UFC unterschrieben und wurde zum Ersatzkämpfer für den Titelkampf im Oktober nominiert, gab aber sein Debüt erst im Januar gegen Dan Hooker und schickte den Neuseeländer in der ersten Runde auf die Bretter. Ein eindrucksvolles Debüt, für UFC-Präsident Dana White sogar das Beste überhaupt.
Kein Wunder, dass der UFC-Präsident die beiden Sieger von UFC 257 zusammenfasste, immerhin hatte sich Chandler Hooker deutlich leichter und eindrucksvoller entledigt als Poirier, der im Sommer gegen den Neuseeländer noch über die Distanz ging.
„Ich habe eine dominante Leistung abgeliefert und einen Typen in zweieinhalb Minuten erledigt, für den er 25 Minuten und die Punktrichter gebraucht hat. Aber Dustin ist ein Champion. Ich glaube, er sollte eine Hälfte des Titelkampfs im Leichtgewicht sein und es bleibt abzuwarten, wer es sein wird. Dana hat ja schon öffentlich gesagt, dass es nach Dustins und meinem Kampf Sinn ergibt, dass wir als nächstes um den Titel kämpfen.“
Poirier führt nach seinem Sieg erneut die Rangliste an und kann, da Khabib Nurmagomedov im Ruhestand ist, als bestes Leichtgewicht der Welt bezeichnet werden. Der Amerikaner kann sich seine Gegner aussuchen. Für Chandler ist es dabei nur wichtig, dass sich Poirier klar wird, welches Ziel er wirklich verfolgt.
„Poirier spricht ja schon von der Trilogie gegen Conor, die, und das wissen wir alle, sehr wahrscheinlich nicht um den Titel gehen wird. Auf der einen Seite will er Champion sein, aber dann redet er über Money-Fights, Aufmerksamkeits-Fights, PPV-Fights. Er redet von Kämpfen mit großer Reichweite. Er muss sich entscheiden. Willst du Champion sein oder willst du das meiste Geld machen und die meisten Augenpaare anlocken?“
Chandler ist nach nur einem Kampf im Octagon der UFC zwar weit weg vom Status Poiriers, doch wäre er in der Situation, wüsste er genau, wie er sich entscheiden würde. „Wenn ich mir die Umgebung so anschaue und wenn mich jemand fragen würde, es wäre keine leichte Entscheidung. Aber ich glaube, ich tendiere eher dazu, mir das Gold zu holen. Mit dem Gold kommt alles andere.“
Denn für Chandler sprechen nicht nur der schnelle Knockout gegen den gemeinsamen Gegner Hooker, sondern auch seine Leistungen bei Bellator MMA, wo der Amerikaner drei Mal den Titel im Leichtgewicht gewann und dabei Kämpfe gegen frühere und spätere UFC-Champions wie Eddie Alvarez und Benson Henderson gewann.
„Er hat seine Meinung. Auch wenn er der Meinung ist, dass ich mir den Kampf gegen ihn nicht verdient habe, verstehe ich seinen Antrieb. Er hat über 20 Kämpfe in der UFC, ich habe einen. Ich hatte bisher zweieinhalb Minuten im Octagon. Ich verstehe, was er sagen will, aber ich habe mir meinen Platz in den letzten zwölf Jahren und 27 Kämpfen verdient. Viele dominante Siege, eine Menge Erstrunden-Siege und spektakuläre Kämpfe. Wir werden sehen, wie die Würfel am Ende fallen. Die Top 4 rangeln um die Positionen und zwei von uns sollten um den Gürtel kämpfen, hoffentlich noch im Sommer oder spätestens im Herbst.“
Ob Poirier ein Teil davon ist, ist nun die große Frage. Der „Diamond“ hat zahlreiche Optionen, angefangen von einem Titelkampf über einen direkten Rückkampf gegen Conor McGregor bis hin zu Nate Diaz, gegen den Poirier vor zwei Jahren kämpfen wollte. Der Amerikaner hat bereits angedeutet, sollte die UFC auf Chandler für den Titelkampf bestehen, würde er einem anderen Leichtgewicht den Vortritt lassen.
„Er hat gesagt, dass er lieber seine Hot Sauce verkauft, falls sie mich für den Titelkampf haben wollen. Kann gut sein, dass er im nächsten halben Jahr nur ein Hot-Sauce-Verkäufer sein wird, ich glaube, das Titelrennen wird auch ohne ihn weitergehen. Ich sage nicht, dass ich einen Titelkampf bekomme, aber ich weiß, dass es im Leben um Gelegenheiten geht. Und darum, ‚Ja‘ zu sagen. Im Leben und in diesem Geschäft geht es um Leistung. Ich habe zu jeder Chance bisher Ja gesagt. Die in der UFC müssen denken, ich sei verrückt, so schnell, wie ich bisher zugestimmt habe.“
Der Amerikaner hatte sogar einem Kampf gegen Charles Oliveira mit nur zwei Wochen Vorlauf zugestimmt, der Brasilianer lehnte jedoch ab. Denn Chandler hat etwas zu beweisen. Jahrelang wurden seine Leistungen kleingeredet, da er sie schließlich „nur“ bei Bellator abgeliefert habe. Doch der 34-Jährige weiß, was er geleistet hat und hat daher nicht vor, sich hintenanzustellen.
„Ich bin hier, um ein Statement abzugeben. Ich habe bei UFC 257 eins abgegeben, aber ich fühle mich immer noch wie ein Außenseiter. Die Fans, Medien, Mitarbeiter und die Chefetage der UFC haben mich schon als einen der ihren aufgenommen. Ich habe ihnen bewiesen, dass ich was drauf habe und sie sehen mich als Herausforderer, der den Titel gewinnen könnte. Aber man hört solche Sätze nicht von den Poiriers, Gaethjes, den Oliveiras, den Leuten an der Spitze, nicht von Khabib. Das ist okay.“
„Aber ich bin hierhergekommen, um es mir zu verdienen und mich zu beweisen. Ich weiß, dass es nicht leicht ist, in der UFC um den Titel zu kämpfen. Aber wenn ich die Gelegenheit bekomme oder die anderen Jungs sie nicht wahrnehmen, könnten sie ihre Chancen verpassen und müssen am Ende zusehen, wie der Name Michael Chandler auf der Rechnung steht.“
