Eddie Hearn: Boxen braucht große Kämpfe, sonst werden Schaukämpfe die Norm
Der Boxsport kann trotz des Corona-Virus auf ein ordentliches Jahr zurückblicken. Zahlreiche Top-Stars des Sports standen in diesem Jahr im Ring. Doch überschattet wurden sie vor allem in jüngerer Vergangenheit von sportlich irrelevanten Schaukämpfen. Eine Entwicklung, die Matchroom-Promoter Eddie Hearn Sorgen macht. Eine Lösung hat er bereits dafür: die Promoter müssen gemeinsam an großen Kämpfen arbeiten.
„Ich glaube, diese Events sind gut für den Sport, in kleinen Dosen“, sagte Hearn in einem Interview mit FightHype.com. „Das meine ich, wenn ich über Fury gegen Joshua und Crawford gegen Spence spreche. Wenn wir nicht anfangen, diese Kämpfe auf die Beine zu stellen, werden die anderen Sachen die Norm im Sport. Die Sender sehen die Zahlen. Was bringt Zuschauer? Was bringt Abonnenten? Die Antwort ist, derzeit nicht Errol Spence gegen Danny Garcia, sondern Mike Tyson gegen Roy Jones Jr. in einem verdammten Schaukampf.“
Die beiden legendären Boxer kehrten im November in den Ring zurück und lieferten sich einen Schaukampf über acht Runden, der ohne Sieger endete. Der Startschuss für weitere Schaukämpfe unter dem Banner von Tysons Legends Only League. Weitere Events sind bereits in Planung.
Dabei wird immer öfter auf die bekannten Youtuber Jake und Logan Paul gesetzt. Auch Hearn machte sich die Prominenz der beiden bereits zu Nutze und veranstaltete den Kampf zwischen Logan Paul und dem englischen Youtuber KSI, die sich vorher in Videos gegenseitig verbal attackiert hatten. Von der Idee, Paul gegen den unbesiegten früheren Boxweltmeister Floyd Mayweather zu stellen, hält Hearn indes nichts.
„Ich war kein Fan von Tyson gegen Jones, aber nachdem ich es gesehen hatte, fand ich es harmlos. Logan Paul gegen KSI gefiel mir. Gute Zahlen, ich habe viel verdient. Floyd Mayweather gegen Logan Paul? Nein. Was ist die Geschichte hinter dem Kampf? Wir können uns darauf einigen, dass sie Zuschauer zum Boxen bringen, oder? Es ist in Ordnung, wenn die Zuschauer kommen, sich weiterbilden und man sie zu Boxfans machen kann. Es wird immer das Argument geben, und die Kritiker haben Recht, dass 90 Prozent der Zuschauer nur dafür einschalten und nie wiederkommen. Aber ich sage euch, diese anderen zehn Prozent sind groß.“
Die frischen Zuschauer, die durch die Youtube-Prominenz den Weg zum Boxen finden, müssen von den Promotern genutzt werden, um die sportlich hochklassigen Kämpfe anzusetzen, die die Fans sehen wollen. In der Vergangenheit verschwanden immer wieder große Fights in der Schublade, weil sich Promoter nicht einigen konnten, sodass Stars jahrelang nebeneinanderher boxten, anstatt sich miteinander im Ring zu messen.
„Wir müssen zurückkämpfen“, so Hearn weiter. „Wir müssen gemeinsam darauf hinarbeiten, den Sport am Laufen zu halten. Und das geht nur durch große Kämpfe. Boxen wird immer Überleben, wenn die Kämpfe stark sind. Es gibt immer Leute, die sagen, dass Boxen tot ist, auch Dana White sagt das immer wieder. Aber trotzdem versuchen sie alle, im Boxen Fuß zu fassen, oder? Irgendwas machen wir richtig. Aber wir müssen die richtig großen Kämpfe in Szene setzen, großartiger Content und ein starkes Produkt. Wir müssen die großen Kämpfe machen.“
