Robert Whittaker erklärt Absage: Ich war komplett ausgebrannt
Nachdem Robert Whittaker im Oktober seinen Titel an Israel Adesanya verlor, sollte der Australier im März gegen Jared Cannonier wieder den ersten Schritt Richtung Titel gehen. Doch Whittaker sagte den Kampf ab, Gründe wurden nicht genannt. Nun hat der Ex-Champion Licht ins Dunkel gebracht und erklärt, dass er ausgebrannt war.
In einem Interview mit dem Daily Telegraph erklärte Whittaker, dass er sich gerade mitten im Training befand und dann einfach aufhörte. Whittaker arbeitete gerade an seiner Kondition und rannte die Wanda-Dünenhügel nahe Sydney hoch, als er von einem Moment auf den nächsten genug hatte.
„Ich habe einfach aufgehört, stand da und fragte mich, was zum Teufel ich hier gerade mache“, sagte Whittaker. „Es war der 1. Weihnachtstag, meine Familie war irgendwo weit weg. Das war der Moment, in dem alles zusammengebrochen ist.“
Zum ersten Mal beendete Whittaker seine Einheit nicht. Kurze Zeit später sagte er den Kampf bei UFC 248 gegen Jared Cannonier ab und zog sich wochenlang zurück. Gerüchte um eine Knochenmarkspende für seine Tochter als Grund der Absage machten die Runde, Whittaker weist diese weit von sich und erklärt, dass es all seinen Kindern gut gehe.
Wie der Australier weiter ausführt, sei das Leben als UFC-Kämpfer und -Champion in den letzten Jahren der Auslöser des Zusammenbruchs gewesen. Seit seinem Wechsel ins Mittelgewicht trainierte Whittaker teilweise mehrfach täglich, unterbrochen nur von Verletzungen oder Erkrankungen, die auch zu Kampfabsagen führten. Doch wenn er trainieren konnte, tat er es.
„Ich habe alles geopfert“, erklärte Whittaker. „Mein Team hatte mir mehrere Pläne vorgeschlagen, die ich verfolgte. Da es immer funktioniert hat, habe ich weitergemacht. Aber man kann nicht immer weitermachen, es geht einfach nicht.“
Nachdem Whittaker 2012 die „TUF: Smashes“-Staffel als Weltergewicht gewann und zwei der folgenden vier UFC-Kämpfe gewann, wechselte er 2014 die Gewichtsklasse nach oben und kämpfte sich mit Siegen über Uriah Hall, Brad Tavares, Derek Brunson und Ronaldo Souza erst ins Titelrennen vor und gegen Yoel Romero 2017 zum Interims-Champion hoch.
Nachdem es nicht zur Vereinigung gegen Georges St. Pierre kam, wurde Whittaker zum regulären Champion hochgestuft und verteidigte den Gürtel im Rückkampf gegen Romero. Doch der dreifache Vater, der sich auch um seine beiden jüngeren Geschwister kümmert, bezahlte einen hohen Preis dafür.
„Ich war nie zuhause“, so Whittaker weiter. „Wegen meines Trainingsplans habe ich Geburtstage, Hochzeiten, sogar Beerdigungen verpasst. Es war verrückt. Und jedes Mal, wenn ich etwas verpasst habe oder früher wegmusste, als ich während Ostern trainiert habe, die Wanda-Dünen an Weihnachten hochgerannt bin, war das wie ein kleiner Schlag. Noch ein Schlag, noch ein Schlag, immer weiter.“
Bis er am 25. Dezember auf halbem Weg zur Kuppe der Düne genug hatte: „Ich war komplett ausgebrannt. Auf dem Weg zum Auto habe ich mir eingestanden, dass das nicht normal ist, was ich tue. Das ich nicht weitermachen kann. Als ich nach Hause kam, habe ich mein Team angerufen und klar gesagt, dass erst einmal alles pausiert ist, bis ich herausgefunden habe, wie ich mich nicht mehr so fühle.“
Wie Whittaker weiter ausführt, hatte er schon im Jahr davor die ersten Anzeichen davon entdeckt, nachdem er sich zum zweiten Mal Yoel Romero gestellt hatte.
„Dieser Kampf hat mir so viel abverlangt. Nicht nur der Kampf selbst, auch der ganze Scheiß mit meiner Hand und den anderen Sachen. Aber man macht weiter. Auch mit meinen Krankheiten. Ich war nicht im Octagon, aber ich habe doppelt so hart gearbeitet, weil ich der Meinung war, dass ich die Leute enttäuscht hätte. Auch wenn ich nicht gekämpft habe, habe ich nie Pause gemacht und durchgeschnauft.“
Whittaker gibt weiterhin zu, dass er diese Gedanken nie zuvor geäußert hatte, weil er sie einfach ignorierte. „Man darf nicht zweifeln“, so Whittaker weiter. „Man kann nicht sagen, ich bin ausgebrannt. Sobald ein Kampf vorbei ist, steht der nächste vor der Tür. Man blockt die negativen Gedanken aus. Man beißt sich durch. Wir haben physisch auf hohem intellektuellem Niveau trainiert, aber mental war ich ausgebrannt. Das geht nur solange gut, bis man mental nicht in Bestform in einen Kampf geht.“
Genau das passierte Whittaker im vergangenen Oktober gegen Israel Adesanya. Nachdem er zuvor die Spitze der Gewichtsklasse erklomm, sahen 60.000 Fans in Melbourne, wie er innerhalb weniger Zeit von Adesanya auseinandergenommen wurde und K.o. ging. „Ich war nicht ich selbst“, erklärte Whittaker. „Aber so läuft das eben. Man taucht auf und kämpft. Ich weiß, dass ich viel besser kämpfen kann und auch viel besser gekämpft habe.“
Damit sich dieser Fehler nicht wiederholt, sagte Whittaker den Kampf gegen Cannonier, der bei UFC 248 im März hätte stattfinden sollen, wieder ab und zog sich zurück. Whittaker veränderte sein Team und seinen Zeitplan. Die sonntäglichen Dünensprints gehören nicht der Vergangenheit an, finden nun aber an einem anderen Tag statt, sodass er stattdessen mehr Zeit mit der Familie hat. So soll das Comeback gelingen und ein wiedererstarkter Robert Whittaker das Octagon betreten.
„Ich liebe das Kämpfen und ich bin sehr gut darin“, so Whittaker. „Aber man kann nicht so kämpfen, wie ich das getan habe. Diese Einheiten kann ich auch an einem Samstag machen. So wie ich derzeit lieber bis zum späten Sonntagnachmittag mit meinen Kindern spiele, anstatt komplett erschöpft zu sein. Die Veränderungen, die ich vorgenommen habe, werden mein Leben verändern. Nicht jeden Tag bis zur völligen Erschöpfung trainieren, man kann sagen, dass ich wieder lebe.“

