Anthony Smith fühlt sich wohl als Gatekeeper: Kann mich auf mich selbst konzentrieren.
2018 war das Jahr des Anthony Smith. Nach drei Siegen innerhalb von fünf Monaten wurde er für einen Titelkampf gegen Jon Jones nominiert und war nicht weit davon entfernt, den Titel mitzunehmen, nachdem sich Jones fast disqualifizieren ließ. Doch harte Niederlagen katapultierten ihn zuletzt wieder aus der Spitzengruppe. Nun ist der Amerikaner eher der Test für aufstrebende Kämpfer wie Ryan Spann am Samstag. Eine Rolle, in der sich der 33-Jährige wohl fühlt.
„Ich glaube, dass die UFC entschieden hat, dass ich mir da ganz oben zu oft meinen Zeh angestoßen habe, als ich ins kalte Wasser geworfen wurde“, sagte Smith in der MMA Hour von MMA Fighting. „Keine Ahnung, ob sie mir einen Gefallen tun wollten, indem sie mir keine Kämpfer aus den Top Ten vorgesetzt hat. Ich glaube, dass sie für sich beschlossen hat, dass ich, wenn ich schon keine Top-5 mehr besiege, dann wenigstens meinen Platz gegen die hungrigen, aufstrebenden Typen verteidigen soll.“
Nachdem sich Smith als Legenden-Killer im Eiltempo gegen Rashad Evans und in Hamburg gegen Mauricio „Shogun“ Rua durchsetzen konnte, erreichte er gegen Volkan Oezdemir das Titelrennen der UFC. Nach der Niederlage im Titelkampf konnte er 2019 zwar noch Alexander Gustafsson in die vorübergehende Rente schicken, danach wurde er erst von Glover Teixeira verprügelt, bevor ihn Aleksandar Rakic mit Takedowns wieder aus dem Titelrennen bugsierte. Seitdem verteidigte Smith seinen Ranglistenplatz erfolgreich gegen Devin Clark und Jimmy Crute. Am Samstag steht gegen Ryan Spann der nächste Test bevor.
„Ich bin mehr als bereit, das zu tun. Ich mag den Begriff des ‚Company Man‘ nicht, aber die UFC war sehr gut für meine Karriere und für mich persönlich, meine persönliche Entwicklung und meinen Erfolg, also mache ich die schwere Arbeit. Niemand will gegen Jimmy Crute kämpfen, keiner will gegen Ryan Spann ran. Das macht einfach keinen Spaß. Die sind sehr, sehr zäh. Ein Sieg gegen sie bringt einen nicht viel weiter und es wird im Zweifel echt keinen Spaß machen.“
Doch auch ohne Spaß während der Kampfzeit glaubt „Lionheart“ Smith, dass er am Ende siegreich hervorgehen wird. Nach so vielen Kämpfen kann den Amerikaner nichts mehr überraschen, schon gar nicht sein kommender Gegner.
„An der Spitze der Gewichtsklasse stehen die Spezialisten, oder? Oder Typen, die den Kampf sehr gut in ihre Richtung lenken können. Ich weiß, Ryan Spann wird es als respektlos aufnehmen, wenn ich sage, dass bei ihm nichts heraussticht. Das heißt nicht, dass er nicht stark ist. Ich sage nur, er ist kein Olympia-Ringer, kein mehrfacher Grappling-Weltmeister, keine 150-zu-1 im Kickboxen. Er hat nicht diese eine spezielle Fähigkeit, die ihn abhebt und um die ich mir Sorgen machen muss, wenn ich mich auf ihn vorbereite.“
Ein klarer Unterschied zu den letzten Gegnern, die Smith gegenüberstanden und die dem Amerikaner den Zahn zogen. Respektlos soll es aber nicht sein, denn Smith sieht in Spann einen sehr gefährlichen Gegner, der athletisch ist und sich gut bewegt. Nur fehlt seinem Gegner das gewisse Etwas, dass den Kampf entscheiden kann.
„Wir müssen evaluieren, in welchen Positionen er wirklich gefährlich ist. Dann schärfe ich meine Waffen so gut ich kann, das ist das Beste daran. Wenn man gegen Aleksandar Rakic kämpft, das ist ein Monster-Kicker, er hat da Thiago Santos mit Kicks besiegt, keiner schafft das. Nach zwei Leg Kicks konnte ich kaum noch stehen. Glover hat diesen fiesen linken Haken und sein Jiu-Jitsu ist einfach irre. Jan Blachowicz, unglaublich starkes Top-Game, absurde Power in der Linken, alle da oben haben irgendwas. Jimmy Crute nicht, Devin Clark nicht, Ryan Spann auch nicht. Ich kann also einfach frei darauf hintrainieren, so gut wie möglich zu sein. Da ich zuletzt in der Rangliste eher nach unten gekämpft habe, hatte ich Zeit, mich auf mich selbst zu konzentrieren.“