GNP-Matchmaker: Ex-Champions auf dem Vormarsch
In der Nacht von Samstag auf Sonntag veranstaltete die UFC zum vierten Mal auf „Fight Island“ in Abu Dhabi. Dabei konnten vor allem die vier einstigen UFC-Champions im Programm glänzen. Wir werfen für die Sieger einen Blick in die Kristallkugel.
Robert Whittaker
„Der erste Kampf nach dem Verlust des Titels ist immer furchterregend“, fasste Whittaker seinen Kampf gegen Darren Till zusammen. Der Australier brauchte etwas Anlaufzeit, dann zeigte er wieder alte Qualitäten auf dem Weg zu einem hart umkämpften Punktsieg. Für Whittaker, der bereits vor dem Kampf den Spitzenplatz der Rankings einnahm, sind die Optionen an dieser Stelle begrenzt. Geht der Blick nach oben, gibt es nur Champion Israel Adesanya, doch das erste Duell war zu deutlich, um Whittaker einen so schnellen Rückkampf zu gestatten. Dahinter scharrt Jack Hermansson bereits mit den Hufen und will sich mit einem Duell gegen Whittaker den Titelkampf sichern. Der lachende Dritte könnte Jared Cannonier werden. Der Amerikaner sollte bereits im März gegen Whittaker kämpfen, der Australier sagte jedoch ab. Falls der Amerikaner seinen gerissenen Brustmuskel überstanden hat, könnte es nun zum Duell kommen.
Mauricio Rua
Auch im dritten Anlauf schaffte es Antonio Rogerio Nogueira nicht, gegen Mauricio Rua zu gewinnen. „Shogun“ setzte sich in einem weiteren unterhaltsamen Kampf wieder nach Punkten durch. Man mag es kaum glauben, aber der 38-Jährige hat in seinen letzten sieben Kämpfen nur einmal verloren und könnte wieder die Rangliste betreten. Dabei ist sich der Brasilianer seines nahenden Karriereendes bewusst, will sich aber nicht vor leerer Kulisse verabschieden. So könnte es bis zum nächsten Kampf dauern, zumal Rua wahrscheinlich ein Heimspiel zum Abschied bekommen wird. In solchen Fällen setzt die UFC gerne Kämpfe zwischen Landsmännern an, warum also nicht Ronaldo „Jacaré“ Souza?
Fabricio Werdum
Der frühere Schwergewichts-Champion verabschiedete sich mit einer Erstrunden-Armbar über Alexander Gustafsson aus der UFC, da sein Vertrag endet. Werdum hat bereits öffentlich über eine Revanche gegen Fedor Emelianenko, eventuell bei Bellator MMA, gesprochen. Scott Coker, bitte zum Hörer greifen.
Carla Esparza
Heimlich still und leise hat sich Ex-Championesse Carla Esparza wieder ins Titelrennen vorgekämpft und mit ihrem Punktsieg gegen Marina Rodriguez den vierten Sieg in Folge verbucht, die längste Serie ihrer UFC-Karriere. Die Spitzengruppe und sogar ein Titelkampf könnte in Reichweite sein, da derzeit nicht gesichert ist, wer Weili Zhangs nächste Gegnerin sein soll, da der Rest der Top 5 entweder verletzt (Namajunas, Suarez) oder schwanger (Ansaroff) ist oder erst vor kurzem die Chance hatte (Jedrzejczyk). Esparza hat ein Auge auf Claudia Gadelha geworfen, um sich für die knappe Niederlage von vor zwei Jahren zu revanchieren. Gadelha ist jedoch schon gebucht. Ihre Landsfrau Jessica Andrade hingegen nicht und könnte mit ihren Fäusten ein harter Test für das „Cookie Monster“ werden.
Paul Craig
Paul Craig bleibt ein faszinierender Kämpfer im Halbschwergewicht. Der Schotte ist immer für die nötige Action gut und konnte erneut den Punktrichtern aus dem Weg gehen, indem er Gadzhimurad Antigulov nach zwei Minuten im Triangle Choke zur Aufgabe brachte. Der 32-Jährige wirkt mit seinem aggressiven Submission-Grappling fast wie aus der Zeit gefallen, doch ist er bis zur letzten Sekunde auf der Matte gefährlich. Wurde ihm bisher der Eintritt in die Top 15 verwehrt, könnte es nun soweit sein. Falls nicht, könnte ein Kampf gegen den Letten aus Kanada Misha Cirkunov diesen Zustand ändern.
Alex Oliveira
Immer wenn man denkt, dass Alex Oliveira im Abstieg begriffen ist, kehrt er noch einmal auf die Siegerstraße zurück. Gegen Peter Sobotta zeigte der Brasilianer eine abgeklärte Leistung, ging dabei kein Risiko ein und bestimmte den Kampf mit seinen gefährlichen Kicks auf dem Weg zu einem Punktsieg, seinem bereits elften Erfolg in der UFC. Der 32-Jährige wartet mittlerweile seit drei Kämpfen auf einen Bonus für den Kampf oder die Performance des Abends. Ein Kampf gegen den Chinesen Kenan Song könnte einen Bonus einbringen. Den kann Oliveira mit seinen zehn Kindern sicherlich gut gebrauchen.
Khamzat Chimaev
Ja, Khamzat Chimaevf ist derzeit in aller MMA-Munde. Der Tschetschene aus dem schwedischen Allstars Team konnte sich mit dem zweiten vorzeitigen Sieg innerhalb von nur zehn Tagen einen modernen UFC-Rekord sichern, wobei er in beiden Kämpfen nur einen Wirkungstreffer abbekam, und spricht schon davon, das gesamte Weltergewicht zu „zerschmettern“, immerhin etwa 100 Kämpfer stark. Doch man sollte seine Leistungen auch in Relation setzen. Beide Matchups gegen John Phillips und den kurzfristig eingesprungenen Rhys McKee waren nicht unbedingt handverlesen, aber zumindest sehr gut ausgewählt. Sollte Dana White ernst machen und Chimaev schon in drei Wochen bei UFC 252 einsetzen, dürfte er auch dabei einen Debütanten erhalten, ansonsten sollte er einen Kämpfer aus dem unteren Spektrum des Weltergewichts erhalten, der ein wenig ringen kann, etwa den Amerikaner Cole Williams.

