Film-Empfehlung gegen Corona-Langeweile: Kickboxer
Kampfsport-Deutschland wartet derzeit auf gute Neuigkeiten, was Events angeht. Allerdings wurden alle Veranstaltungen der letzten und kommenden Wochen aufgrund der Corona-Krise abgesagt. Die UFC redet über eine „Fight Insel“. Abwarten und Tee trinken lautet die Devise.Langeweile macht sich breit. Doch die Rettung naht! Wir haben für euch einige Film-Tipps gegen die Tristesse in Zeiten von COVID-19.
Die heutige Empfehlung: Der Kickboxer
Dieser Film lässt euch an etwas anderes denken, als an Isolation und Corona-Virus. Zwar ist er nicht mehr ganz taufrisch, und von 1989, allerdings schwingt Jean-Claude van Damme darin eine ordentliche Kelle, die uns auch heute noch zum Schmunzeln bringt und zu begeistern vermag. Dabei ist der Film keineswegs als Comedy gedacht, sondern damalig als knallharter Kampfsport-Actionstreifen. Neben Bloodsport und Karate Tiger war Kickboxer der große Durchbruchsfilm des Belgiers.
Die Story im Groben:
Der in den USA kämpferisch unterforderte Kickbox-Weltmeister Eric Sloane (Dennis Alexio) reist nach zahlreichen Erfolgen daheim über den Pazifischen Ozean nach Thailand, um es dort mit den Besten seines Fachs aufzunehmen. Er braucht eine wahre Herausforderung, wie er betont. Die bekommt er auch prompt geboten. Sloane trifft in Bangkok auf Thailands Stolz: Tong Po (Michel Qissi), der ihn auseinandernimmt. Das meine ich nicht nur sprichwörtlich, denn Sloane wird vom thailändischen Knochenbrecher zum Krüppel geschlagen und landet schlussendlich im Rollstuhl. Um ganz exakt zu sein, Sloane wird ohne ärztliche Unterstützung nach seinem Kampf vor die Arena auf eine Trage gelegt und soll selbst zusehen, wie er klarkommt. Brutal! Dank seines Bruders Kurt (Jean-Claude van Damme) und des Ex-Vietnam-Veterans Winston Taylor (Haskell V. Anderson), mit dem er sich prompt anfreundet, wird Sloane ins Krankenhaus gebracht und überlebt so vorerst – bis er später querschnittgelähmt im Rollstuhl landet.
Dramatische Dialoge stehen zudem auf dem Programm. „Hier sieh mich an, sie sind tot“, so der von der Hüfte abwärts gelähmte Eric Sloane im Krankenhaus, während er sich auf seine Beine schlägt. „Und in einem halben Jahr werden sie aussehen wie verdammte Zahnstocher. Leblos, wozu sind die Dinger noch gut? Wozu brauche ich die noch?! Dieses verdammte Schwein hat mein Leben kaputt gemacht, Kurt. Kurt...versprich mir das du ihn findest und fertig machst. Mach ihn für immer kampfunfähig und lass es ihn spüren. Jaaa, er soll es spüren!“
Der Zuschauer fühlt mit. Wie könnte es anders sein für diese Art von Film? Kurt gibt seinem Bruder sein Ehrenwort, schwört Rache und geht dazu bei dem exzentrischen Meister Xian Chow (Dennis Chan) als Grünschnabel in die Ausbildung. Von 0 auf 100 in wenigen Wochen? Why not!
Eric ist sich allerdings anfangs noch nicht ganz sicher, ob Chow den Durchblick hat, während er ihm beim Tai Chi-Training zuschaut, wohlwissend, dass dieser seinen kleinen Bruder Kurt trainiert: „Was macht der da? Verscheucht er Fliegen?“
Der Meister nimmt die amerikansiche Labertasche jedenfalls hart ran und fordert so einige Mutproben. So lässt er Sloane Jr. u.a., als Beweis für mentale Härte, so lange gegen eine Palme kicken, bis dieser sich das Schienbein bricht oder schickt ihn betrunken in Barfights (zuvor muss Van Damme seine Tanzbein schwingen, bei dem auch der Spagat nicht fehlen darf – eine Szene zum Totlachen^^). Durch all diese Proben, wird der junge Bursche abgehärtet und ist schließlich bereit für den Entscheidungs-Kampf gegen Tong Po.
„Niemals darfst du deine Emotionen zu zeigen. Ein wahrer Krieger verbirgt seine Gefühle.“
Selbstverständlich darf eine Romanze im klischeeüberladenen Film nicht fehlen, die zusätzliche Motivation mit sich bringt. Die Nichte des Meisters, Mylee (Rochelle Ashana), verliebt sich in Sloane – oder er in sie? Ist ja auch egal. Als Tong Po sich daraufhin an ihr vergreift und sie mit Hilfe seiner Handlanger vergewaltigt, versucht Sloane im Anschluss auch ihre Ehre wiederherzustellen. Ergo: Der ultimative Bösewicht bekommt am Ende das was er verdient - und zwar ordentliche Ohrfeigen mit Van Dammes bekannten Spagat-Kicks.
„Ich bin so gefährlich, dass ich manchmal selbst vor mir Angst kriege!“
Für die damalige Zeit, ein absolutes Highlight für Kampfsport-Fans und auch Freunde der Karate Tiger-Reihe. Obwohl der Kickboxer zahlreiche eigene Teile auf den Markt brachte und im Grunde nichts mit Karate Tiger zu tun hat, war der Name wohl für den Deutschen Markt so eingereiht, dass es unzählige Filme gab, die miteinander verknüpft wurden, obwohl die Story nichts miteinander zu tun hatte. Die eigentliche Kickboxer-Reihe besteht aus 5 Filmen, in denen 1x Jean-Claude van Damme (Teil 1), Sasha Mitchell (Teil 2,3 & 4) und 1x Mark Dacascos (Teil 5) ihre großen Auftritte hatten. Die Reihe erlebte auch durch eine Neuinterpretation in den letzten Jahren frischen Aufwind – wenn auch die Qualität der alten Filme vermeintlich nicht erreicht wurde. Alain Moussi wurde der Hauptdarsteller der Remakes und war in Kickboxer - Die Vergeltung (2016) und Kickboxer - Die Abrechnung (2018) zu sehen. Als Bösewichte fungierten dort WWE-Star Dave Bautista oder Strongman Hafthor Julius Björnsson. Gastauftritte von Gina Carano, Georges St. Pierre oder Mike Tyson waren ebenfalls mit eingebaut. Für dieses Jahr ist übrigens der nächste Teil geplant. Man darf sich also auf den als letzten Film der Neuauflage angekündigten Teil freuen.
Bis dahin kann man das Original genießen, durch das viele Europäer erstmals mit Muay Thai/Thaiboxen konfrontiert wurden. Ein kleiner Meilenstein in die zuvor durch Kung Fu oder Karate bestimmte Welt der Kampfsportfilme, die so einige Jungs von damals ins Martial Arts-Fieber verfallen ließen.
Fun Facts:
*Dennis Alexio war wirklich Kickbox-Weltmeister.
*Der Großteil des Films wurde mehreren Berichten zufolge auch wirklich in Thailand gedreht und zeigt ein paar wirklich schönen Seiten des Landes. Wie es heißt, war das Filmteam zwei Monate im Sommer 1988 im Land des Lächelns unterwegs.
*Jean-Claude van Damme war für die Choreographie zuständig.
*Bösewicht Tang Po wurde von Michel Qissi verkörpert, mit dem Van Damme auch in anderen Filmen zu sehen war. Dieser wurde jedoch monströs geschminkt und sein Mitwirken im Abspann verschleiert. Die Idee war es, dem Zuschauer vorzugaukeln, dass es einen Tang Po wirklich gäbe, bzw. der Schauspieler auch wirklich so heißt.
Kickboxer findet ihr aktuell u.a. bei Amazon, iTunes, Google Play zum Ausleihen oder Kaufen. Wer die Blu-Ray sucht, findet sie u.a. bei Mediamarkt. Viel Spaß beim Neuentdecken oder bei der Nostalgie-Rückkehr in die 80er!
Die Rezension schrieb GNP1-Chefredakteur Elias Stefanescu.
