Joe Rogan zwischen den Stühlen: Kämpfer verdienen mehr Geld, UFC in schwieriger Lage
Sind UFC-Kämpfer unterbezahlt? Die Antwort auf diese Frage wird in den meisten Fällen mit einem deutlichen „Ja“ beantwortet. Auch Joe Rogan, seit Jahren UFC-Kommentator, schlägt sich auf die Seite der Kämpfer. Doch der Kommentator versteht auch die Herangehensweise der UFC.
Henry Cejudo, Jon Jones, Jorge Masvidal, die Liste der mit ihrer Bezahlung unzufriedenen UFC-Stars wächst scheinbar wöchentlich. Die Reaktionen fallen dabei unterschiedlich aus. Henry Cejudo beendete seine Karriere, Jon Jones kündigte an, seinen Titel im Halbschwergewicht abzulegen und Masvidal bat um eine Freigabe. Auch wenn Joe Rogan den Kämpfern im Prinzip zustimmt, wirbt er auch um Verständnis für die UFC.
„Derzeit gibt es wahrscheinlich weniger Geld, weil es keine Zuschauereinnahmen gibt und das ist eine extrem hohe Summe Geld“, sagte Rogan am Dienstag in seinem Podcast. „Aber es gibt auch Kämpfer, die gewissen Deals zustimmen. Sie unterschreiben einen Vertrag über acht Kämpfe für eine Summe X pro Kampf, dann werden sie beliebter und wollen ihren Vertrag neu verhandeln. Die UFC antwortet ihnen dann, dass sie gerade nur irgendwie versuchen, den Laden am Laufen zu halten und daher nicht neu verhandeln. Die Kämpfer können annehmen oder eben nicht, so ist es derzeit. So stelle ich mir das vor.“
So formulierte es Jorge Masvidal in seiner jüngsten Kritik. Ihn störte, dass die UFC kein Interesse daran hatte, seinen Vertrag neu zu verhandeln. Jones genauso, dem vor Jahren versprochen wurde, dass beim Wechsel ins Schwergewicht über einen neuen Vertrag gesprochen werde. Beide Kämpfer monierten, dass in der UFC nur etwa 20 Prozent der Einnahmen auch an die Kämpfer gehen würde, anders als bei den großen Sportligen Nordamerikas, in denen die Athleten etwa die Hälfte der Einnahmen erhalten. Bei all der Kritik solle man allerdings die Lage der UFC im Hinterkopf behalten.
„Die UFC hat kein Monopol, es gibt Alternativen, aber es gibt einen klaren Marktführer. Weil sie es am besten machen“, so Rogan weiter. „Die UFC ist die einzige Liga, die derzeit Fights veranstatet. Die einzigen, die Live-Sport anbieten, aber sie sind auch Teil einer Firma in WME, der es gerade richtig schlecht geht. Es gibt nicht viel Geld zu verteilen. Es fehlt viel Geld, um alle Türen offenzuhalten und alle Leute weiter zu beschäftigen. Wenn die Events abgesagt werden, ist kein Zuschauer in der Halle, keiner kauft Tickets, das ist knifflig. Ich denke, dass ist ein Grund, warum sich die Leute über die Bezahlung der Kämpfer beschweren.“
Zwar wechselte die UFC im Jahr 2016 für vier Milliarden US-Dollar den Besitzer. Der neue Käufer WME-IMG bezahlte den Kaufpreis dafür jedoch größtenteils mit Fremdkapital. Durch Corona wurde die Agentur schwer getroffen. Im Mai wurden 20 Prozent der WME-IMG-Mitarbeiter entweder entlassen, beurlaubt oder in Kurzarbeit geschickt. Bei der UFC gab es indes keine Entlassungen.
Die fehlenden Zuschauereinnahmen dürften sich indes nur zu einem Bruchteil auf das Betriebsergebnis der UFC auswirken, immerhin sind sie nur für zwölf Prozent der Gesamteinnahmen verantwortlich. Kein Wunder also, dass Kämpfer wie Masvidal oder Jones die Corona-Ausrede von Dana White nicht gelten lassen. Grundlegend stimmt Rogan den Kämpfern zu und hofft, dass Kämpfer für ihren Einsatz zukünftig besser bezahlt werden.
„Sie sollten mehr Geld bekommen. Jeder sollte mehr Geld bekommen“, so Rogan weiter. „Ich halte es für einen verrückten Weg, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Wer das tut, sollte soviel Geld wie irgend möglich dafür erhalten. Es ist aber auch ein Geschäft und wenn es der UFC so schlecht geht, wie ich es mir vorstelle…ich rede nicht mit ihnen über Finanzen, aber ich weiß, dass es den Besitzern WME sehr schlecht geht. Sie entlassen Leute. Vielen Firmen geht es schlecht, die Unterhaltungsindustrie ist am Arsch. Also was tun? Aber ich als Mensch, der Kämpfen mag, der weiß, wie gefährlich es ist, denke, dass sie alle eine unglaublich großzügige Summe dafür bekommen sollten, für Millionen Zuschauer in den Käfig zu steigen.“
