Gabriel Gonzaga hängt die Handschuhe an den Nagel
Einen Veteranen des Sports haben wir wohl zum letzten Mal im Käfig gesehen. Gabriel Gonzaga, ehemaliger Herausforderer auf den UFC-Schwergewichtstitel, verspürt keinen Drang mehr, sich durch ein Trainingscamp bis ins Octagon zu quälen, solange er nicht entsprechend dafür entlohnt wird.
„Für unter 100.000 Dollar kämpfe ich nicht.“ Mit diesen klaren Worten hat Gonzaga nach elf Jahren in der UFC anscheinend seinen Rücktritt vom aktiven Geschehen bekanntgegeben.
„Ich habe nicht vor, zurückzukehren“, so der Brasilianer, der mittlerweile in den USA lebt und trainiert.
„Ich kümmere mich um mein neues Gym, Squared BJJ. Falls ich ein Angebot bekomme, müsste das ein großartiges Angebot sein, ansonsten werde ich weiter im Jiu-Jitsu gegen Leute kämpfen, die genauso alt sind wie ich. Ich bin wahrscheinlich schon in Rente.“
„Ich bin 37 Jahre alt und ich werde nicht (mehr) meine Gesundheit aufs Spiel setzen oder meine Zeit damit verschwenden, hierfür zu trainieren und zu leiden (…). Gott hat mir eine gute Gelegenheit gegeben im Leben, aber jetzt brauche ich das hier nicht mehr (…). Für unter Hunderttausend werde ich keinen Ring mehr betreten.“
Dass kaum jemand diese Summe für einen alternden Veteranen mit vier Niederlagen in seinen letzten fünf Kämpfen bezahlen wird, ist auch Gonzaga klar: „Ich werde nur kämpfen, wenn auf der finanziellen Seite ein gutes Angebot reinkommt und ich glaube nicht, dass irgendeine Liga mich will.“
Für seinen letzten Kampf, eine K.o.-Niederlage gegen Derrick Lewis im April, kassierte Gonzaga ein Grundgehalt von 40.000 Dollar plus 20.000 Dollar Reebok-Sponsoring. Sein letzter Sieg, eine Punktentscheidung gegen Konstantin Erokhin im Dezember, brachte ihm dagegen 76.000 Dollar ein, plus Reebok-Sponsoring.
Allzu weit entfernt war Gonzaga zuletzt also gar nicht von der 100.000-Dollar-Marke, allerdings war die Niederlage gegen Lewis der letzte Kampf seines aktuellen Vertrags, und nach vier Niederlagen in fünf Kämpfen ist es höchst unwahrscheinlich, dass Gonzaga in Zukunft bessere Konditionen hätte aushandeln können.
Nicht nur finanzielle Aspekte aber haben in Gonzagas Entscheidung hineingewirkt.
In den elf Jahren, in denen Gonzaga von Junior dos Santos und Fabricio Werdum über Stipe Miocic bis hin zu Randy Couture gegen beinahe jeden großen Namen angetreten ist, den die UFC zu bieten hatte, hat sich einiges geändert in der Liga. Und „Napao“ beobachtet diese Veränderungen mit gerunzelter Stirn.
„Die UFC ist mittlerweile eher eine Show als ein Kampfsport“, so Gonzaga. „(Conor) McGregor ist das beste Beispiel. Ich schäme mich dafür, Teil eines Sports zu sein, in dem McGregor das größte Idol ist. Wenn du nicht wollen würdest, dass dein Sohn so wird wie das größte Idol deines Sports, dann stimmt etwas nicht. Und ich glaube nicht, dass irgendjemand einen Sohn wie McGregor wollen würde.“
Trotz seines Frusts angesichts der Richtung, in die die UFC sich seiner Ansicht nach bewegt - Gonzaga scheint seinen Frieden gefunden zu haben mit dem, was er in seiner Karriere erreicht hat.
„Gott sei Dank hatte ich einen guten Lauf in diesem Sport. Ich war nicht der Beste oder Champion in einer großen Liga, aber ich war immer da. Ich war fast ein Jahrzehnt lang in der Top Ten (…). Ich hatte eine gute Karriere. Sie hätte besser sein können, aber sie hätte auch schlechter sein können.“
Gonzaga hat 17 seiner 28 Profi-Kämpfe gewonnen. Am bekanntesten ist der BJJ-Experte noch immer für den spektakulären Headkick-K.o. gegen Mirko CroCop aus dem Jahr 2007, der ihm eine Titelchance gegen Randy Couture einbrachte.
