Max Coga vor KSW 56: Es wird ein gewalttätiger Kampf!
Max Coga, sechs Tage vor seinem KSW-Debüt am Samstag in Warschau gegen Daniel Torres. Der Frankfurter wirkt locker, will den Samstagabend auf dem Heimtrainer und mit viel Schlaf ausklingen lassen, bevor es auf die letzten Meter vor dem Kampf geht, als GNP1 anruft.
GNP1.de: Guten Abend Max, wie geht es dir eine Woche vor deinem Kampf?
Max Coga: Es geht mir gut, ich freue mich auf den Kampf und will einfach nur kämpfen.
Stephan Pütz hat in einem Video gepetzt, dass du noch sechs Kilo Gewicht machen musst. Ist das dieses Mal was Besonderes, weil es so lange her ist, dass du kämpfen konntest?
Ich habe im Herbst bei Cage Warriors schon einmal komplett abgekocht. Das macht nie Spaß. Ich freue mich auf jeden Fall auf den Kampf, der Rest gehört halt dazu. In diesem Jahr war es einfach schwierig, längerfristig zu planen. Ich habe da sehr auf meine Fitness, Gesundheit und mein Gewicht geachtet, um auch kurzfristig irgendwo einzuspringen. Gerade jetzt weiß man nie, ob nicht irgendwo einer ausfällt, man muss immer bereit sein. Ich bin froh, dass ich kämpfen kann, jetzt soll es einfach nur klappen.
Wie war die Vorbereitung generell? Khalid Taha hat sich bei euch im Spirit auf seinen UFC-Kampf vorbereitet, wie sehr ist das ein Vorteil für dich?
Khalid und ich haben viel miteinander trainiert. Er ist ein sehr guter Sparringspartner, sehr explosiv und gut im Stand. Was für meinen jetzigen Kampf wichtig ist, mein Gegner kommt auch nach vorne und macht im Stand Druck. Er ist wesentlich größer als Khalid, aber es ist immer gut, Leute von außerhalb im Training zu haben. Ansonsten lief die Vorbereitung sehr gut wie immer. Ich achte immer darauf, dass ich auf alles vorbereitet bin. Man weiß im Kampf nie, was kommt. Gerade gegen Torres. Er ist nicht so der Taktiker, das spielt mir sehr gut in die Karten.
Bei KSW triffst du auf Daniel Torres. Was erwartest du vom Kampf?
Es wird ein gewalttätiger Kampf. Die Fans in Polen haben Torres schon als Hauer erleben können mit viel Druck, er sucht den Kampf. Er hat vor Jahren auch schon einmal bei uns trainiert, wir haben schon Sparring gemacht. Ich weiß also, was auf mich zukommt. Er natürlich auch. Das bringt eine gewisse Brisanz mit sich. Der Kampf wird auf jeden Fall geil fürs Publikum. Ich freue mich auf den Gegner.
Hat er sich mal bei dir gemeldet, nachdem bekannt wurde, dass er dein Gegner wird?
Nein, so eng war das damals nicht. Es war rein auf professioneller Ebene. Ich bin auch immer dankbar, wenn wir mal neue Einflüsse im Training haben. Man muss dabei aber immer wach und konzentriert sein, man weiß schließlich nie, ob man nicht zwei Jahre später gegen den Trainingspartner kämpfen muss.
Du solltest vor ein paar Wochen bei Cage Warriors um den Titel im Federgewicht kämpfen, der Fight musste kurz vorher abgesagt werden. Wie ging es dir damit?
Ich habe den Weight Cut noch mitgenommen. Schlussendlich weiß man nie, wofür etwas gut war. Es war aber ein riesiger Abfuck. Man bereitet sich vor, ist zu 100 Prozent bei der Sache, es ging ja auch noch um den Gürtel. Aber ich bin nicht der Einzige, der unter Corona leiden musste, so ist es halt. Der Blick geht nach vorne, ich habe einen Job zu erledigen und bin bereit für die andere Dinge.
Bei Cage Warriors wurdest du direkt für den Titelkampf nominiert. Zeigt das, was für einen Stellenwert du mittlerweile im Federgewicht Europas hast?
Es war für mich keine Überraschung. Ich wurde schon öfters für einen Titelkampf angefragt, es gab aber immer andere Optionen für mich. Ich weiß aber, wo ich stehe. Ich habe überall und gegen starke Leute kämpfen können. Deswegen bieten die mir sowas an. Mit mir gibt es immer einen geilen Kampf für die Fans. Es wird nie langweilig. Und das spricht am Ende auch für unser MMA Spirit und für die Coaches. Ich bin ja schon lange dabei, mittlerweile sind es zehn Jahre, da ist so etwas auf jeden Fall gerechtfertigt.
Wo steht KSW für dich persönlich zwischen den Ligen, für die du schon am Start warst?
KSW ist einfach geil. Ich freue mich richtig, hier Fuß zu fassen, eine Top-Top-Top-Liga. Was die Organisation für eine Show macht, ist Weltklasse, einfach gigantisch. Schade, dass gerade das derzeit nicht geht. Aber Leute, die schon da waren und das alles mitbekommen haben, schwärmen nur davon. Es hat so einen kleinen Beigeschmack von Pride FC, auch mit ihren, ich will nicht Freak Fights sagen, das gefällt mir sehr gut. Die polnischen Fans sind sehr offen und haben richtig Bock drauf. Ich verstehe da ja kein Wort, aber die Resonanz der polnischen Fans und Presse auf mich ist gut. Das macht die Sache sehr attraktiv, dass die Leute Plan und Bock haben. Die Anerkennung ist wichtig für einen Kämpfer. Und KSW kann eben auch finanziell gut mithalten, das hat man ja bei Mamed Khalidov gesehen, der immer wieder Angebote der UFC abgelehnt hat.
Wie wird es sich anfühlen, ohne Fans in der Halle zu kämpfen?
Es ist natürlich geiler mit Fans. Die Stimmung ist eine besondere Sache. Die Polen sind absolute Stimmungsmacher. Aber ich freue mich einfach nur auf den Kampf und verwöhne die Zuschauer dann eben am TV. Es ist einfach ein Kampf. So wie im Gym mit den Coaches an der Seite. So wird es sich wohl auch da anfühlen. Es macht mir nichts aus, ich kenne das ja schon aus dem Amateurbereich so.
Du beschreibst KSW selbst als großes Event und machst am Samstag deinen ersten Kampf für die Liga. Wird man da noch nervös, wenn man sich zum ersten Mal einem neuen Publikum präsentiert?
Jeder Kampf ist eine eigene Geschichte. Ich kann mit Stress und Adrenalin sehr gut umgehen. Eine gewisse Anspannung gehört aber einfach dazu, das ist geil, da fühle ich mich lebendig, das brauche und will ich, diesen Lebenskick. Ich habe schon alles gesehen und erlebt in den Umkleiden, ich bin entspannt und bin ruhig, ich will einfach nur raus. Die ganze Vorbereitung, der Prozess, die Konzentration, den Fokus, ich kann das endlich unter Beweis stellen, das ist für mich das Wertvolle. Man lebt ja als Kämpfer auch immer noch von Kampf zu Kampf. Danach kommt die autonome Phase mit Essen, der Familie, Freunden und dann geht die Vorbereitung auf den nächsten Kampf los. Der Kampf ist immer das große Finale von einem solchen Abschnitt für mich. Ich liebe es, wenn es dann endlich zur Sache geht. Einfach befreiend.
Hast du schon ein Auge auf ein paar interessante Gegner im KSW-Kader geworfen?
Wo immer ich kämpfe, will ich den Titel, ganz klar. Deswegen ist der Parnasse-kampf natürlich ganz brutal. Ivan Buchinger, mein Teamkollege, hat im letzten Jahr gegen ihn verloren. Er ist einer der stärksten Kämpfer in Europa, deswegen ist er auch der KSW-Champion. Wenn ich den Torres Kampf meistere, dann könnte ich schon im Titelrennen sein. Deswegen ist es entscheidend, dass ich Torres gut und klar schlage.
Hast du eine Prognose für uns?
Ich will ein Finish und ein Ausrufezeichen setzen, dafür arbeite ich.
Du bist in den letzten Jahren immer wieder zwischen Kämpfen in Deutschland und dem Ausland hin- und hergewechselt. 2018 warst du bei der PFL, 2019 kam es zum großen Deutschland-Comeback bei GMC. Jetzt geht es wieder ins Ausland. Was hast du für dich persönlich aus dem Jahr auf deutschen Bühnen mitgenommen?
Ich habe mich extrem über die Entwicklung gefreut. Die Leute haben den Sport besser auf- und wahrgenommen. Der Sport war stärker in den Medien. Das macht das Ganze auch attraktiv. Ich lebe und trainiere ja in Deutschland. Das was ich mir hier verdienen will, ist das die Leute in Deutschland wissen, das ist einer unserer Top-Athleten. Das entsteht, wenn hier im deutschen Markt was passiert. Die Zeit hier war sehr, sehr schön. Erst recht schade, dass das erstmal nicht mehr möglich ist. Die Hauptsache für mich ist jetzt das Kämpfen. Ich brauche einfach eine Bühne, um mich zu präsentieren. Es war definitiv der richtige Ansatz für unsere Jungs vom Sprit, hier zu kämpfen. Das hat auch den deutschen MMA-Sport nach vorne gebracht. Es ist aber jetzt auch so, wie es ist, man muss einfach bereit sein. Man darf sich nicht hängen lassen, auch wenn die Optionen nicht mehr so sind. Man darf seinen Traum nicht aus den Augen verlieren. Andere Organisationen haben immer Ausfälle und da muss man einspringen können. Deutschland hat gezeigt, dass die Athleten mithalten können, das wir geile Show in geilen Arenen abhalten können und sobald es wieder möglich ist, geben wir einfach wieder Vollgas in Deutschland.
Danke für das Gespräch und viel Erfolg am Samstag.
Das Interview führte Alexander Petzel-Gligorea