Nick Diaz: Ich verachte die Typen, die sich auf einen Kampf freuen.
Sechseinhalb Jahre lang stand er nicht mehr im Käfig, am Samstag kehrt Nick Diaz bei UFC 266 gegen Robbie Lawler in den Käfig zurück. Der Kalifornier hat, obwohl bereits 38 Jahre alt, immer noch nicht seinen Frieden mit dem Sport gemacht, der ihm zu großem Ruhm verhalf und wäre am liebsten nicht zurückgetreten, dass verriet er ESPN in einem Interview. Allein, der Sport lässt ihn nicht gehen.
„All diese Leute in meinem Umfeld, das Geld, die Sponsoren, sie lassen mich nicht weg vom Kämpfen“, sagte Diaz in einem Interview mit ESPN. „Ich könnte andere Dinge machen, die aber nicht funktionieren würden. Also nehme ich die Treffer. Ich will nicht irgendwann zurückblicken und mich fragen, warum ich es nicht einfach gemacht habe. Ich fühle mich nicht gut. Kämpfen fühlt sich gut an. Aber alles andere derzeit nicht. Wenn ich das nicht mache, weiß ich nicht, wie ich über mich denken werde.“
Wie Diaz weiter ausführte, hatte der 38-Jährige eigentlich geplant, ein eigenes Gym aufzumachen und seine Weisheiten weiterzugeben, herumzureisen und Seminare abzuhalten. Die Pläne mit seinen Geschäftspartnern sollen sich jedoch wieder zerschlagen haben, sodass es ihn zurück in den Käfig trieb. „Das ist fas, was ich tue“, so Diaz. „Ich wollte weg davon, aber in Wirklichkeit ist es einfach unvermeidlich.“
So turbulent es auch außerhalb des Käfigs für Diaz zugeht, in den vergangenen Jahren geriet er gelegentlich mit dem Gesetz in Konflikt, so konzentriert geht er jedoch das Comeback gegen Robbie Lawler an. Diaz räumt jedoch ein, dass er zwar selbstsicher in den Käfig steigt, die Selbstzweifel, wie er ihn danach wieder verlassen wird, die sind immer im Hinterkopf.
„Ich werde gewinnen. Fühle ich mich sicher? Nein. Niemals. Das habe ich noch nie. Ich habe immer das Gefühl, dass ich da drin richtig vermöbelt werde. Vor jedem Kampf, den ich gemacht habe. ‚Wie fühlt es sich vor dem Kampf gegen Robbie Lawler an?‘ Als ob ich richtig verdroschen werde. Selbst wenn ich gewinne, kriege ich eine schlimmere Packung.“
Wie Diaz erklärt, habe jeder Kämpfer kurz vor dem Kampf solche Gedanken. Wer das verneine, der würde sich und die Welt belügen und nur gute Miene zum bösen Spiel machen oder regelrecht verrückt sein. Pech habe in dieser Hinsicht Robbie Lawler, der für all das bezahlen werde, was ihm der Sport in den letzten Jahren so angetan hätte.
„Ich habe viel Ablehnung für den Sport in mir. Er hat mir so viel genommen und so wenig gegeben. Aber das hier ist toll. Sie machen richtig Werbung für den Kampf. Ich habe nicht erwartet, der Main Event oder sowas Ähnliches zu sein. Ich liebe es, Teil des Sports zu sein und Leuten zu helfen. Aber ich liebe nicht, was der Sport mit mir gemacht hat. Vor allem die letzten sieben Monate, die letzten beiden Jahre. Jetzt habe ich die Chance, mir ein wenig davon zurückzuholen, das gehe ich an. So fühle ich mich vor jedem Kampf. Ich habe dann sehr dunkle und düstere Gedanken. Ich verachte die Leute, die sich darauf freuen, da reinzugehen.“
Schon in der Vergangenheit hatten die Diaz-Brüder immer wieder erklärt, dass sie keinen Spaß daran hätten, im Käfig ihren Lebensunterhalt zu verdienen, aber sie es einfach sehr gut können. So passt es auch ins Bild, dass Diaz, so sehr er auch die mentale Vorbereitung auf einen Kampf ablehnt, lieber direkt um den Titel der UFC gekämpft hätte, da er sich weiterhin auf diesem Level sieht. Dass Diaz dafür sorgte, dass sein Comeback kurzfristig ins Mittelgewicht verlegt wurde, spielt in seinen Gedanken keine Rolle.
„Ich würde Usman richtig verprügeln“, ist sich Diaz sicher. „Gegen ihn habe ich bessere Chancen als gegen Lawler, ich habe Lawler ja schon besiegt. Das ergibt keinen Sinn, dass ich es nochmal machen muss. Ich weiß wirklich nicht, warum ich das mache. Es sollte nicht passieren. Wer immer das angesetzt hat, ist ein Idiot. Keine Ahnung, warum ich mitspiele, warum es passiert ist. Ich sollte gegen Kamaru Usman kämpfen. Punkt.“