WBA schafft Interims-Titel ab, entwertet Gold-Champions
Wer ist Box-Weltmeister des Weltverbands WBA? Je nach Gewichtsklasse kann diese Frage mit vier oder fünf verschiedenen Namen beantwortet werden, vergibt der Verband doch neben seinem regulären Weltmeistertitel noch den Super-Titel und einen Gold-Titel. Nachdem es dafür immer wieder Kritik hagelte, will die WBA nun zumindest ein wenig aufräumen. Von Oktober an werden zumindest keine weiteren Interims-Titel mehr verteilt.
Anthony Joshua ist einer der zwei besten Schwergewichtsboxer der Welt. Doch in der WBA ist er als Super-Champion nur einer von fünf Weltmeistern neben dem Weltmeister in Pause Manuel Mahmoud Charr, dem regulären Weltmeister Trevor Bryan, Gold-Champion Robert Helenius und Interims-Champion Daniel Dubois.
Eine chaotische Situation, in der hinter Joshua keiner der vier Titelträger wirkliche Ansprüche darauf anmelden kann, der beste Boxer der Gewichtsklasse zu sein, immerhin gibt es noch drei Konkurrenten, die von sich das gleich behaupten können. Nachdem auch in Fan-Kreisen vielerorts über die Titelflut der WBA gespottet wird, denkt der Verband nun um.
„Wir schauen nicht auf Popularität, wir werden die Zahl der Titel drastisch reduzieren. Wir werden einen genauen Blick auf die Gewichtsklassen mit mehreren Champions werfen. Auch wenn wir nicht zu 100 Prozent hinter der Veränderung stehen, es wurde schon lange gefordert“, hatte WBA-Präsident Gilberto Mendoza Anfang des Monats bei ESPN angekündigt, nun macht man ernst.
Von Oktober an will die WBA keine Interims-Titel mehr vergeben und auch die amtierenden Interims-Champions, darunter Halbschwergewicht Robin Krasniqi, nach und nach zu Pflichtherausforderern auf den nächsthöheren WM-Titel erklären, um danach keine Interims-Weltmeister mehr zu führen. In zehn der 17 Gewichtsklassen gibt es in der WBA derzeit einen Interims-Weltmeister, neben Krasniqi sind das unter anderem Chris Eubank Jr. im Mittelgewicht oder Schwergewicht Daniel Duibois.
Damit jedoch nicht genug, wie Mendoza darüber hinaus erklärte, sollen auch die Gold-Titel an Bedeutung verlieren. Bisher wurden Interims- und Gold-Champions nicht in den Ranglisten geführt, sondern gleichauf mit dem regulären und Super-Champion als Weltmeister. Nun sollen die Gold-Titelträger wieder ein normaler Teil der Rangliste sein, die Titel selbst könnten einen WM-Herausforderer deklarieren. So würden die regulären Weltmeister und Super-Champions wieder deutlich aufgewertet.
Der Grund für den Umschwung ist ein katastrophaler Interims-Titelkampf am 7. August zwischen Gabriel Maestre und Mykal Fox im Weltergewicht, nach dem die WBA unter Druck geriet. Hierbei wurde nicht nur das Urteil für Maestre, ein guter Freund von WBA-Präsident Mendoza, scharf kritisiert, sondern auch eine Punktrichterin wegen rassistischer Tweets gesperrt und der Interims-Titel drei Tage nach dem Kampf wieder für vakant erklärt.
Nach dem Kampfabend in Minnesota schrieb der Präsident der Vereinigung der Box-Kommissionen ABC Michael Mazzuli in einem offenen Brief, dass „die WBA Praktiken vornimmt, die nicht im besten Interesse des professionellen Boxens sind. […] Die ABC ist besorgt, dass die Bewerbung von mehreren Weltmeistern einer Gewichtsklasse für die Öffentlichkeit und die Boxer irreführend ist.“
Sollte die WBA keine Maßnahmen ergreifen, droht die ABC sogar damit, keine WBA-Titelkämpfe in den USA zu sanktionieren, für die WBA wäre das ein harter finanzieller Schlag. Ob die Reduzierung der Titel sowie personelle Veränderungen im WBA-Weltverband der ABC reichen, wird die Zeit zeigen.