Maria Lindberg: „Christina Hammer – die will ich!“
Anderthalb Jahre nicht mehr im Ring und dann am 10. Mai mit einem Paukenschlag wieder zurück gekehrt. Maria Lindberg aus Schweden hatte nun wirklich keine einfache Vergangenheit. Was die 37-Jährige aber nicht daran hinderte, sich die WM-Titel der WIBF und WIBA zu sichern und auch gleich ein neues Ziel auszurufen. Denn vom Boxen hat sie noch lange nicht genug.
Maria, vor wenigen Wochen hast du dein erfolgreiches Comeback auf der Battle of the Gladiators IV Veranstaltung gefeiert. Wie hast du den Kampf mit ein paar Wochen Abstand erlebt?
Der Kampf war für mich ein perfektes Comeback nach anderthalb Jahren Pause ohne Kampf. Es war mein erster Kampf in einem neuen Team mit einem neuen Trainer. Meine Gegnerin war technisch nicht schlecht aber bereits in Runde 1 habe ich gemerkt, dass Sie nicht stark genug war um mithalten zu können. Ich konnte mich dadurch schneller entspannen und noch besser in meinen Kampfrhythmus kommen. Ich denke, dass ich in diesem Kampf alles richtig gemacht habe.
Endlich wieder Boxen. Wie hat es sich angefühlt, endlich wieder im Ring zu stehen?
Kämpfen, das ist für mich das größte, das beste Gefühl. Ich gehöre in den Ring und wenn ich nicht das sein kann, wo ich hin gehöre, bin ich einfach unglücklich. Es ist das Größte der Gefühle, wieder im Ring sein zu können.
Gegen Edita Lesnik hattest du rein optisch betrachtet keine Probleme. Bist du mit deiner Leistung trotz des kurzen Auftritts zufrieden gewesen, oder gab es da schon noch ein paar Punkte, die nicht so gelaufen sind, wie du es dir vorgestellt hattest?
Dieses mal bin ich sehr zufrieden mit meiner Leistung. Ich war zu 100% fokussiert. Ich konnte meine Gegnerin Stück für Stück brechen. Natürlich gibt es immer Dinge, die man verbessern kann. Daran arbeite ich auch als Boxer um mich ständig weiterzuentwickeln.
Was nimmt man als Boxerin aus so einem Kampf mit, auch wenn er nur recht kurz war?
Ich nehme das gute Gefühl mit, das ich vollkommen auf meine Aufgabe fokussiert war. Zudem nehme ich das positive Gefühl der Gewinnerin mit.
Jetzt wo der erste Schritt gemacht ist, wie wird dein weiterer Fahrplan für das Jahr 2014 aussehen?
Hoffentlich kann ich in diesem Jahr noch zwei Kämpfe machen. Ein Kampf ist bereits fix. Ich hoffe, dass der zweite geplante Kampf auch fixiert werden kann.
Wäre ein Rückkampf gegen Christina Hammer vielleicht eine Option? Immerhin ist sie die einzige Boxerin, die dir in deiner Karriere deine einzige Niederlage verpasst hat. Oder ist das zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh?
Ein Rematch mit Christina Hammer ist definitiv etwas, dass ich will. In meiner Wunschvorstellung sieht es so aus, dass ich dieses Jahr noch zwei kämpfe mache um meine Ringroutine wieder vollkommen hergestellt zu haben um dann im nächsten Jahr gegen Hammer das Rematch zu kämpfen.
Du hattest in der Vergangenheit immer wieder mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Wie nahe bist du schon daran gewesen, die Handschuhe an den Nagel zu hängen?
Unglücklicherweise hatte ich viele Ereignisse in meiner bisherigen Karriere, die mir immer wieder sehr viel Kraft geklaut haben, mich am Kämpfen gehindert haben. Aber meine Leidenschaft fürs Boxen ist größer als für irgendetwas anderes. Aufgeben kam für mich nie in Frage.
Deine sportliche Heimat hast du mittlerweile im Hammer Gym von Hamburg gefunden. Wie kam es dazu?
Ich habe 17 Jahre in Malmö mit meinem Trainer Bert V Johansson-Munk trainiert. Es gibt keinen Zweifel daran, dass er einer der besten Boxtrainer der Welt ist. Aber die schwedische Boxföderation trägt seit 15 Jahren mit mir einen Konflikt aus. Es war sehr schwer für mich, während meiner Zeit in der ich in Schweden gelebt habe, mich selbst zu promoten und Kämpfe zu bekommen. Ich kenne zwei der Inhaber vom Hammer Gym, Daria Albers und Darnell Knoch seit vielen Jahren. Als sie mich eingeladen haben, im Hammer Gym zu trainieren, habe ich natürlich die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben können, sofort erkannt.
Die Situation um das Profi-Boxen in deiner Heimat Schweden ist ja nicht gerade einfach. Kannst du uns mal erklären, worin genau das Problem liegt?
Als ich 1999 für die schwedische Amateur-National-Mannschaft geboxt habe, hatte ich nach einem Kampf eine minimale Blutung in meinem Kopf. Diese Blutung bescherte mir eine lebenslange Sperre durch die schwedische Boxföderation für das Amateur-Boxen. Zu dem Zeitpunkt war Profiboxen in Schweden noch illegal. Das zwang mich also, meine Möglichkeiten außerhalb Schwedens zu suchen. Seit 2008 boxe ich mit einer deutschen (BDB) Profi-Box-Lizenz. Unglücklicherweise akzeptiert die schwedische Box Föderation das nicht und versucht nach wie vor mit allen Mitteln meine Kämpfe, egal in welchem Land sie stattfinden sollen, zu verhindern. Nachdem ich mich also seit 15 Jahren versuche, gegen diese Unterdrückung, Willkür und Repression zu wehren, habe ich mich gezwungen gesehen, Schweden zu verlassen und nach Deutschland zu gehen um ein wenig Freiheit und Ruhe zu bekommen, damit ich mich wieder auf meine Karriere Konzentrieren kann.
Mit Alexander Gustafsson hat Schweden nun auch einen richtigen Exportschlager in Sachen MMA. Wäre das auch ein Thema für dich?
Man hatte mich schon gefragt ob ich daran interessiert wäre, in die MMA-Szene einzutauchen. Mein Herz gehört absolut dem Boxen und ich habe das Gefühl, dass ich dort noch so viele Ziele habe die ich gerne erreichen würde, bevor ich an etwas anderes denken kann. Aber dennoch will ich keine Türen verschließen. Man weiß nie was die Zukunft bringt.
Gustafsson wird ja demnächst gegen UFC-Halbschwergewichtschampion Jon Jones die erneute Chance auf den Titel erhalten. Traust du ihm den Titelgewinn zu?
Leider kenne ich mich in dem Sport nicht gut genug aus um mir eine ernsthafte Meinung bilden zu können. Aber im ersten Kampf hat Gustafsson bewiesen, dass er ein würdiger Herausforderer ist und als Schwede sind mein Herz und Gedanken natürlich bei Gustafsson. Ich glaube, dass er ein großartiger Sportsmann ist.
Du bist, respektvoll gesagt, 37 Jahre alt. Hast du dir schon ein Ziel gesetzt, wie lange du noch aktiv in den Ring steigen möchtest?
Nein, bisher habe ich mir noch keine Gedanken über einen Zeitpunkt gemacht, meine Karriere zu beenden. Ich fühle mich momentan, körperlich und mental, superstark. Und so lange das so bleibt mache ich mir keine Gedanken darüber, die Boxszene zu verlassen. Ich denke, dass ich noch drei bis fünf Jahre aktiv bleibe.
Oder gibt es vielleicht schon Pläne, was du nach deiner aktiven Karriere machen möchtest?
Ich habe viele Möglichkeiten. Ich habe einen Master in Chemie. Ich kann nach meiner aktiven Karriere jederzeit in meinen alten Beruf zurück. Seit etwa fünf Jahren halte ich Motivationsreden in denen ich über meine Box-Passion spreche, von den Schwierigkeiten, die mir in meinem Leben begegnet sind, meine Kopfverletzung und den steinigen Weg zurück ins Kampfgeschehen zu kommen. Die Reden sind in Schweden und anderen Länder sehr beliebt und bekannt. Ich genieße es, anderen Menschen Inspirationen geben zu können mit den Rückschlägen im Leben umzugehen. Das ist auch irgendwie ein bisschen wie eine Wiedergutmachung für die schlechten Dinge die mir widerfahren sind. Die Motivationsreden werde ich in jedem Falle fortführen und weiterentwickeln.
Zum Abschluss hast du jetzt noch die Möglichkeit ein paar Worte an die Leser und deine Fans zu richten.
Ich bin sehr froh darüber, den Schritt ins Hammer Gym nach Hamburg gemacht zu haben. Ich mag Hamburg sehr gerne und genieße jeden Tag im Gym mit meinem neuen Team und meinen neuen Freunden. Dem BDB werde ich auf ewig für die Boxlizenz dankbar sein, die sie mir 2008 erteilt haben. Ich bin stolz darauf, ein Teil des deutschen Boxens zu sein. Ich blicke voller vor Freude auf kommende Kämpfe und weitere gute Kooperationen hier in Deutschland.
Maria, ich danke dir für das Interview und wünsche dir alles Gute für deine weitere Karriere.
Ich danke dir für das Interview und ich bedanke mich bei meinen Fans. Ich freue mich darauf, ihnen noch viele gute Kämpfe liefern zu dürfen.
