Merkwürdige Tests seit August: UFC verstrickt sich in Widersprüche
Seit dem 23. Dezember ist die MMA-Welt erneut in heller Aufruhr. Seit jenem Datum ist bekannt, dass bei Jon Jones Spuren von Turinabol im System gefunden wurden, die NSAC verweigerte daraufhin die Lizenz für UFC 232, das Event wurde nach Kalifornien verschoben. Wie nun herauskam, findet man schon seit Monaten entsprechende Spuren des Steroids in Jones‘ Kreislauf.
Das gab Jeff Novitzky am Donnerstag in der Joe Rogan Experience zu. Novitzky ist offiziell der UFC-Vizepräsident für Gesundheit und Leistung der Athleten und gelangte in der Vergangenheit zu Ruhm, da er bei der Aufdeckung zahlreicher Dopingskandale im Baseball, der Leichtathletik und im Radsport beteiligt war. Die UFC sicherte sich im April 2015 die Dienste Novitzkys, der seitdem die Anti-Doping-Prozesse der UFC mit der USADA und den Kommissionen koordiniert. Entsprechend groß ist seine Rolle auch im Fall Jon Jones.
Wie Novitzky gegenüber Joe Rogan nun erklärte, wurde man bereits nach einer Trainingskontrolle vom 29. August über einen erhöhten Turinabol-Wert in Kenntnis gesetzt. Drei Wochen vorher kam der Dopingtest noch negativ zurück. In der Folge gab Jones eine weitere positive Probe am 18. September ab und vier negative am 21. September, 2. Oktober, 11. Oktober und 14. November, bevor in der letzten Trainingskontrolle am 9. Dezember erneut erhöhte Werte gemessen wurden.
Wie Novitzky weiter angibt, habe die USADA daraufhin eine Untersuchung in die Wege geleitet und sei zu dem Entschluss gekommen, dass es aufgrund der geringen gemessenen Werte keine Hinweise auf eine erneute Einnahme geben würde und dass die Spuren noch Überbleibsel seines positiven Tests vor Jones Kampf bei UFC 214 gegen Daniel Cormier seien. Daher wurde Jones nicht gesperrt, die gemessenen Werte wurden als nicht leistungssteigernd registriert. In den vergangenen Tagen wiederholte UFC-Präsident Dana White gebetsmühlenartig, dass Jones in den vergangenen sechs Monaten keine positiven Tests abgegeben hatte. Eine grenzwertige Auslegung der USADA-Befunde.
Laut Novitzky habe die USADA die Kommission Nevadas über die Entwicklung in Kenntnis gesetzt, diese habe keinen Grund gesehen, tätig zu werden, da die USADA die Befunde nicht als erneutes Dopen bewertet habe. Der Test vom 9. Dezember habe dann alles verändert und die NSAC zu einer eigenen Untersuchung veranlasst, die allerdings erst in den kommenden Wochen abgeschlossen werden kann, da es einer Anhörung bedarf.
„Ich bin kein Doping-Experte, ich habe damals das Geld zurückverfolgt, aber ich kenne die Doping-Experten da draußen“, sagte Novitzky weiter. „Sie setzen ihre Reputation aufs Spiel, wenn sie sich schriftlich äußern. Die tun das nicht, weil die UFC die USADA dafür bezahlt, ein Anti-Doping-Programm auf die Beine zu stellen, oder weil Jon Jones ein populärer Kämpfer ist, der einen Kampf anstehen hat. So funktioniert diese Welt nicht. Diese Experten sind sehr konservativ, wenn es um solche Dinge geht. Und diese Experten sagen, dass man anhand der geringen Messwerte nicht auf einen leistungssteigernden Effekt schließen kann und das ist der wichtige Punkt.“
Novitzky verwarf auch Rogans Nachfrage nach einer Mikrodosierung, da die orale Einnahme von Turinabol, die Jones nachgewiesen wurde, nicht in die Kategorie der Substanzen passe, bei der Mikrodosierung möglich sei. Was diesen Langzeiteffekt ausgelöst hat, das sei immer noch nicht nachvollziehbar, aber in diesem Jahr bereits bei einem anderen UFC-Kämpfer und dem Mittel Ostarine vorgekommen. Hier sei die Wissenschaft noch nicht so weit, um den genauen Auslöser zu benennen.
„Keiner sagt, dass Jones nichts falsch gemacht hat, ich ganz bestimmt nicht“, so Novitzky weiter. „Er hat offensichtlich Fehler gemacht, sonst wäre er nicht zwei Mal positiv auf verbotene Substanzen getestet worden. In beiden Angelegenheiten haben unabhängige Schiedsgerichte festgestellt, dass er es nicht absichtlich gemacht hat. Jeder, der meint, dass Jones leicht davonkommt, sollte sich ins Gedächtnis rufen, dass er zweieinhalb Jahre gesperrt wurde, ohne dass ihm jemand absichtliches Dopen nachweisen konnte. Er hat dabei viel Geld verloren, sein Ruf ist zerstört. Ich würde also dagegen argumentieren.“