Krasniqi entthront Bösel mit einem rechten Hammer
David gegen Goliath, aufstrebender Star gegen Veteran, alles war bereit für eine Titelverteidigung von Dominic Bösel. Der IBO und WBA-Weltmeister (Interim) ging am Samstagabend als großer Favorit in das Duell mit Robin Krasniqi. Vor 2000 Zuschauern in der Magdeburger Getec-Arena war es aber der Münchener Außenseiter, Robin Krasniqi, der für eine große Überraschung sorgte und das Gefecht mit einer krachenden Rechten in Runde drei für sich entschied.
Sechs Jahre ist es her, dass die ARD Boxen das letzte Mal ausgestrahlt hatte. Ähnlich lang ist die erfolgreichste Zeit des 33-jährigen Herausforderers Robin Krasniqi her. 2013 und 2015 kämpfte der ehemalige Europameister zweimal um die WM, musste sich aber Nathan Cleverly und Jürgen Brähmer geschlagen geben. Im dritten Anlauf wollte er sich seinen großen Traum erfüllen.
Dominic Bösel hingegen hat sich in den letzten Jahren zum Flaggschiff des SES-Stalls von Ulf Steinforth gemausert. Nach einer Niederlage 2017 gegen Karo Murat hat er sich zurückgekämpft und imposante Siege gegen Leute wie Enrico Kölling und Sven Fornling einfahren können.
Das Duell ging ausgeglichen los. Beide versuchten ihrem Gegner ihren Kampfstil aufzudrücken. Zum Beginn rechnete keiner damit, dass der Kampf nach nicht einmal neun Minuten vorbei sein sollte. Doch genauso war es. Eine Rechte ans Ohr von Krasniqi sorgte für den Anfang vom Ende. Der Champion ging zu Boden, stand aber sofort wieder auf und wurde nicht angezählt, da der Ringrichter keine Schlagwirkung erkannt hatte.
Gegen einen wackeligen Freyburger setzte der Box-Veteran nach und beendete das Gefecht mit einer weiteren rechten Schlaghand ans Kinn. Bösel musste wieder zu Boden und lag längere Zeit mit glasigen Augen auf dem Ringboden. Der Kampf war vorbei. Nach dem Duell wurde er ins Krankenhaus zur Untersuchung eingeliefert. Krasniqi dagegen darf sich nun Weltmeister der IBO nennen und sicherte sich weiterhin die Interims-WM der WBA.
Keine Überraschung, aber einen neuen Titelträger gab es im Schwergewicht. Roman Gorst wollte seinen Deutschen Meistertitel gegen Peter Kadiru verteidigen. Dieser stand bereits zum dritten Mal nach der Lockdown-Phase im Ring und konnte erstmals längere Ringerfahrung sammeln. Der ehemalige Junioren-Olympiasieger sicherte sich mit einem Punktsieg (99:91, 98:92, 97:93) seinen ersten Gürtel im Profigeschäft. Dabei zeigte er eine reife Leistung und dominierte das Gefecht zumeist aus der Langdistanz mit seiner linken Führhand, konnte aber auch mehrmals seine Variabilität zeigen. Gorst fand nur selten ein Mittel gegen seinen Kontrahenten aus Hamburg.
Für die ARD war der Kampfabend ein Erfolg. 2,5 Millionen Zuschauer um 23:15 Uhr machen einen Marktwert von 16 % aus. Auch die Wiederholung des Schwergewichtskampfs verfolgten noch 1,29 Millionen Menschen, was einen Marktwert von immerhin 12,8 Prozent ausmacht. Es wird sich zeigen, ob der Sender auch den Rückkampf zwischen Dominic Bösel und Robin Krasniqi übertragen wird. Zu diesem dürfte es aufgrund einer Rückkampfklausel des Ex-Weltmeisters kommen.
