Nach Corona-Infektion: Boxverbände erheben Vorwürfe gegen IOC
Während weltweit bereits erste Veranstaltungen abgesagt oder verschoben wurden, erreichte das Corona-Virus die Amateurboxer Europas mitten in einem Qualifikationsturnier in London. Nach Corona-Infektionen erheben der türkische und kroatische Boxverband Vorwürfe gegen das IOC, das sich wiederum nicht als Schuldigen ausmachen lassen will.
Nach Berichten der britischen BBC soll es in Folge des olympischen Qualifikationsturniers in London, das am 14. März begann und nach drei Tagen abgebrochen wurde, zu sechs Infektionen gekommen sein. Dabei sollen sich auf türkischer Seite zwei Boxer und ein Trainer, auf kroatischer Seite ein Boxer und zwei Trainer infiziert haben. Wie Marko Marovic vom kroatischen Boxverband angab, hält ein dortiger Epidemiologe das Qualifikationsturnier für die wahrscheinlichste Ursache.
Wie sowohl der kroatische als auch türkische Verband mitteilten, befinden sich alle Infizierten jedoch in stabilem Zustand und guter medizinischer Betreuung. Trotzdem sind die Verantwortlichen wütend auf das IOC. „Die ganze Welt war bereits in Alarmstimmung, warum hat man noch ein Turnier ausgetragen“, schimpfte Eyüp Gözgec vom türkischen Boxverband. „Es gab keine Schutzmaßnahmen und wir haben keine hygienischen Standards gesehen.“
In einem Brief an den Europäischen Boxverband EUBC machte Gözgec seinem Umut über die IOC Boxing Task Force, die während der AIBA-Suspendierung die Box-Turniere durchführt, weiter Luft. „Das ist das Ergebnis der unverantwortlichen Politik der IOC Boxing Task Force. Die Organisatoren waren verantwortungslos und ich glaube, ihnen war der Ernst der Lage nicht bewusst, daher war es ihnen egal. Sie haben diesen Ausbruch nicht ernstgenommen, sie haben nicht getestet, sondern uns einfach nach Hause geschickt und am Flughafen abgeladen. Sie wussten, dass sie abbrechen mussten, warum haben sie noch boxen lassen?“
Das Qualifikationsturner in London begann am 14. März, schon zwei Tage später wurden Fans ausgesperrt und hinter verschlossenen Türen geboxt. Am dritten Tag sagte man das Turnier schließlich wieder ab. Die beschuldigte IOC Boxing Task Force weist hingegen jegliche Schuld von sich und beruft sich darauf, dass es zum Zeitpunkt der Austragung noch keine behördlichen Vorgaben in Großbritannien gegeben habe. Zudem sei auch die Verbindung zwischen den Infektionen und dem Turnier nicht eindeutig.
„Die Veranstaltung in London wurde vor zehn Tagen suspendiert. Die BTF ist sich einer Verbindung zwischen dem Wettkampf und der Infektion nicht bewusst“, ließ die Task Force in einer Stellungnahme wissen. „Einige Teilnehmer haben sich zuvor in eigenständig organisierten Trainingscamps in Italien, Großbritannien und ihren Heimatländern vorbereitet und befinden sich schon seit Tagen wieder zu Hause. Es ist daher unmöglich, die genaue Ursache der Infektion zu ermitteln.“
