Sergej Braun kritisiert erneuten Lockdown
Einer der deutschen Vorzeigeathleten in der deutschen K1-Szene ist der mehrfache Weltmeister Sergej Braun. Der Kämpfer und Trainer aus Fulda meldet sich nun zu Wort und kritisiert die wiederholten Einschränkungen im öffentlichen Leben auf Grund der durch die Regierung festgelegten Maßnahmen zur Verhinderung der weiteren Ausbreitung des Corona-Virus. Mit GNP1.de sprach er über die damit verbundenen Auswirkungen einer erneuten Schließung der Sportstätten.
„Wir sind Kämpfer, nicht nur im Ring, sondern auch im Leben", kommentiert Braun die aktuelle Situation, die alle Menschen vor eine harte Bewährungsprobe stellt. Es ist jedoch deutlich herauszuhören, dass der Kyokushin-Schwarzgurt mehr um das Wohlergehen der Mitglieder seines eigenen Gyms besorgt ist, als um die eigene Existenz.
„Ich habe deutlich gesehen, was für negative Auswirkungen der erste Lockdown auf die Psyche und Gesundheit der Menschen hinterlassen hat. Auf Grund der fehlenden Bewegung kam es bei vielen zu massiven Gewichtszunahmen. Der Stress, der durch Sport nicht abgebaut werden konnte, wurde häufig durch ungesunde Ernährung kompensiert, ein Teufelskreislauf. Bei Kindern und Jugendlichen hat das soziale Verhalten stark unter den verordneten Einschränkungen gelitten.”
„Ich habe gleich nach Beendigung des ersten Lockdowns einen Bewegungstag für die Kleinen angesetzt, dies mache ich schon seit mehreren Jahren. Ein solch aufgedrehtes, teils sogar aggressives Verhalten der Kinder hatte ich zuvor noch nie erlebt. Weiterhin waren die meisten kaum mehr in der Lage, sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren", kommentiert der gelernte Sozialpädagoge die sichtbaren Folgen durch fehlende soziale Kontakte sowie Bewegungsmangel.
Weiterhin kritisiert der 31-Jährige die flächenlegende Schließung öffentlicher Einrichtungen und Sportstudios. „Wir haben alle ein Hygienekonzept erarbeitet und viel Kraft, Energie und finanzielle Mittel hineingesteckt, um alles am Leben zu erhalten, nur um jetzt wieder schließen zu müssen. Es gibt genug Studien, dass sich beim Sport kaum Menschen anstecken. Wenn sich jemand krank oder angeschlagen fühlt, erscheint er ohnehin nicht im Training. Auch wurden bei den Schließungen einzelne Regionen, die nicht sonderlich von Corona betroffen sind, nicht berücksichtigt und trotzdem geschlossen", argumentiert Braun weiter.
Selbst versucht der Vollblutsportler im Rahmen der Möglichkeiten sich weiter auf einen am 5. Dezember angesetzten Kampf in Bulgarien vorzubereiten. Nachdem er bei seinem letzten Ringauftritt im August beim "Senshi-Cup", ebenfalls in Bulgarien, den Rumänen Daniel Manole bereits nach 40 Sekunden der ersten Runde vorzeitig besiegen konnte, versucht er nun, trotz der erschwerten Bedingungen, weiter an seine Erfolge anzuknüpfen.
Die größte Sorge bereitet Braun jedoch die Zukunft der nächsten Generation, die seiner Meinung nach unter den Einschränkungen am meisten leiden. "Der Mensch ist ein soziales Wesen. Kinder wirken aktuell jedoch regelrecht verunsichert, speziell in Bezug auf Körperkontakt im Training. Mir bereitet es große Sorgen, was dies mit der Zukunft unserer Kinder macht. Menschliche und soziale Kontakte nicht zu stärken und zu pflegen, halte ich für sehr gefährlich", erläutert Braun weiter.
Ob bei Kampfauftritten oder Werbeslogans für sein Gym, überall ist bei Sergej Braun das Zitat "Sport lässt uns leben", vorzufinden. Dies verkörpert für ihn auch den Zusammenhalt in der Gemeinschaft und füreinander einstehen wie in der jetzigen Krisensituation.
„Sport verbindet und lässt uns leben. Dies wird mir gerade aktuell bewusst, indem ich sehe, wie mein Team hinter mir steht und mich unterstützt. Dafür bin sehr dankbar. Wir müssen dafür kämpfen, dass es künftig nicht zu weiteren Schließungen oder dergleichen kommt, nicht zuletzt deshalb, weil wir zur Festigung der Werte unserer Kinder das Miteinander brauchen."
