GNP1-Prognosen für UFC 260
Herzlich Willkommen zur neuesten Ausgabe unserer hauseigenen Expertentipprunde. Dieses Mal werden wir für UFC 260 einen Blick in unsere Kristallkugeln werfen und unsere Einschätzungen zu den Hauptkämpfen abgeben.
Für die Veranstaltung am heutigen Samstag geben Elias Stefanescu, Alexander Petzel-Gligorea, Fabian Habel, Christian Bolle, Jakob Kowalewski, Dieter Klaus Glasmann, Stefan Schander und Rouven Müller ihre Prognosen ab:
Stipe Miocic vs. Francis Ngannou
Elias Stefanescu: Seit dem ersten Aufeinandertreffen hat Francis Ngannou viel dazugelernt und genau das macht die Begegnung so spannend. Der Franzose hat KO-Power in beiden Fäusten und genau dort sehe ich schwarz für Stipe Miocic. Der Champion hat zwar selbst viel Erfahrung gesammelt, allerdings auch einige Schlachten geschlagen und seine Nehmerqualitäten sind meiner Meinung nach nicht mehr Weltklasse. Auch wenn ich mir einen strategischen Sieg von Miocic vorstellen kann, rechne ich doch eher mit einem harten Treffer von Ngannou, der den Kampf vorzeitig beendet. Francis Ngannou durch T.K.o.
Fabian Habel: Hat Francis Ngannou die nötigen Änderungen vorgenommen, um im zweiten Aufeinandertreffen die Takedowns besser verteidigen zu können? Unter Beweis gestellt hat er es zumindest nicht, seine letzten vier Kämpfe endeten allesamt durch schnelle Knockouts. Vielleicht braucht er die Umstellung aber auch gar nicht. Schon im ersten Kampf landete er einige Schläge, die vielen anderen Schwergewichten die Lichter ausgeknipst hätten. Bedenkt man nun, dass Miocic seitdem einmal glatt K.o. geschlagen wurde, stehen die Chancen für Ngannou nicht schlecht, das Gleiche zu schaffen. Mein Tipp: Ngannou durch K.o. in Runde 1.
Christian Bolle: Auch wenn Francis Ngannou von vielen auf Grund seiner übermächtig erscheinenden Dominanz in den letzten Kämpfen als haushoher Favorit angesehen wird, darf nicht vergessen werden, dass er in den letzten vier Auftritten zusammen gerade einmal eine halbe Runde im Käfig stand. Alle Gegner fielen hier seiner Urgewalt zum Opfer. Ich denke jedoch, dass Miocic taktisch gut auf Ngannou eingestellt sein wird, nicht zuletzt deshalb, da er ihn bereits fünf Runden lang studieren konnte. Die Siegeschancen für Miocic steigen mit zunehmender Kampfdauer, wenn Ngannou keinen Wirkungstreffer landen kann. Daher tendiere ich zu einem Punktsieg für den Champion.
Rouven Müller: Fight-Intelligenz gegen rohe Kraft. Ngannou vernichtete seine letzten Gegner indem er sie alle frühzeitig ausknockte. Miocic ist ein zwar ein eher kontrollierter Kämpfer, allerdings auch immer gefährlich für ein Knouckout. Ngannou wird Miocic nicht innerhalb der ersten Minute ausknocken können, dazu ist Stipe zu Intelligent im Octagon und hat zu viel Erfahrung. Stipe wird den Kampf ruhig und kontrolliert angehen und vereinzelt Takedowns einstreuen um Ngannou die Power zu nehmen. Miocic durch einstimmigen Punktentscheid.
Dieter Klaus Glasmann: Endlich kommt wieder Leben ins Schwergewicht der UFC, doch wird es wirklich einen neuen Titelträger geben? Eins ist klar, trifft Ngannou den Champ einmal richtig, dann könnte Miocic sich schlafen legen, und Ngannou wird das versuchen. Miocic ist sicher der Fighter mit dem Plus in Sachen Fight-IQ und Allroundfähigkeiten. Auch wenn ihm das beim ersten Aufeinandertreffen gelungen ist, denke ich, dass Miocic sein Kinn nicht fünf Runden lang vor dem Schlag des Predator schützen können wird, K.O. Sieg Ngannou.
Stefan Schander: Stipe Miocic ist über die Jahre definitiv besser geworden, alleine vom zweiten zum dritten Kampf mit Cormier hat man eine deutliche Entwicklung Stipes sehen können. Dennoch tendiere ich Richtung Ngannou, weil ich glaube, dass wenn Ngannou ruhig bleibt und versuchen wird gezielt einen Treffer zu landen, Miocic Ko. schlagen wird. Also sage ich Ngannou durch K.o.
Jakob Kowalewski: Ngannou ist physisch der unangenehmste Gegner, den Miocic bekommen kann, weil sowohl deutlich schwerer als auch mit hoher Schlaghärte gesegnet. Im Hinkampf konnte Miocic Ngannous Vorteile im Stand durch Takedowns und Ground and Pound egalisieren. Entscheidend wird also, ob sich Ngannous Takedown-Abwehr stark verbessert hat. Da Golden-Gloves-Gewinner Miocic aber wohl auch technisch der bessere Boxer ist und schon Daniel Cormier nach einer Niederlage mit besserem Gameplan überwand, geht der Kampf auch dieses Mal nach Punkten an Miocic.
Alexander Petzel-Gligorea: Bei mir schweben über allem die Nehmerqualitäten von Miocic. Er wird nicht jünger, die Kämpfe werden für ihn nicht einfacher und dass er von einem kleinen dicken Cormier clean im Clinch ausgeknockt wurde, sollte einen zumindest beunruhigen. Es ist sehr schwer, Ngannou wirklich zu bewerten, er lässt einem keine Zeit dazu. Ist er jetzt besser am Boden? Das weiß keiner. Seine Reaktionen auf die Takedowns waren aber zuletzt besser, dazu setzt er nun auch Leg Kicks ein, wird also variabler. Obs gegen Miocic reicht? Schwer zu sagen, aber ich tippe dieses Mal auf den Herausforderer.
Stipe Miocic 3:5 Francis Ngannou
Tyron Woodley vs. Vicente Luque
Elias Stefanescu: Der US-Amerikaner hatte einen Lauf als Champion, ist seit der Titelniederlage jedoch ein Schatten seiner selbst. Auch wenn Luque noch viel Luft nach oben hat und einen Woodley in seiner Bestzeit nicht besiegen könnte, wird es für den aktuellen Woodley reichen. Wenn dieser wieder „einfriert“ und seinen Gegner, wie in den letzten 3 Kämpfen gesehen, agieren lässt, droht weniger Gefahr für Luque. Ob Woodley sich aufrappeln kann und mit einem Sieg seinen Arbeitsplatz doch noch behält? Vicente Luque nach Punkten
Fabian Habel: Nach 15 verlorenen Runden in Folge kämpft Tyron Woodley nun um seinen Verbleib in der UFC. Ein Geschenk wird ihm dabei jedoch nicht gemacht. Vicente Luque ist ein sehr starker Standkämpfer, der seine Kontrahenten ständig unter Druck. Früher wäre das gegen Woodley kein gutes Rezept gewesen, der Ex-Champion ist jedoch nicht mehr der Alte. Luque gewinnt diesen Kampf nach Punkten.
Christian Bolle: Mit drei Niederlagen in Folge steht der ehemalige Weltergewichtskönig Tyron Woodley mit dem Rücken zur Wand. Eine weitere Niederlage würde vermutlich der Entfernung aus dem begehrten UFC-Kader gleichkommen. Auch wenn Luque ein in allen Distanzen ernstzunehmender Kontrahent ist, denke ich, dass Woodley sich der Bedeutung des Kampfes bewusst ist und entsprechend vorbereitet in den Käfig steigt. Ob es für ein vorzeitiges Ende reicht, denke ich eher nicht, doch nach Punkten sollte "The Chosen One" den Weg zurück zur Siegerstraße finden.
Rouven Müller: Woodley hat immer noch die Klasse, Kämpfe in der UFC zu gewinnen. Die Frage ist aber, kann er nach drei Niederlagen in Serie und mittlerweile 38 Jahren diese Klasse nochmal abrufen? Ich sage Nein. Vincent Luque dürfte sich die letzten Kämpfe von Woodley genau angeschaut haben, dort wurde nämlich gezeigt wie man Woodley schlagen kann. Woodley ist zu sehr mit Dingen außerhalb des Sports beschäftigt. Er hat den Fokus nicht mehr der ihn einst zum Champion machte. Luque wird dies bestrafen, Woodley im Clinch dominieren und ihn zermürben. In der letzten Runde wird Luque den Sack zu machen. Luque durch T.k.o in Runde 3.
Dieter Klaus Glasmann: In diesem Kampf könnten wir den tiefen Fall eines ehemaligen Champions erleben. 2018 hat Woodley zum letzten mal das Oktagon als Sieger verlassen und seitdem hat er drei Niederlagen hinnehmen müssen. Zugute muss man ihm halten, dass alle drei sehr starke Gegner waren. Vicente Luque ist das aber ebenfalls, stark und K.O.-gefährlich. Dennoch traue ich Woodley zu, die drei Runden zu überstehen und endlich wieder siegreich zu sein, wenn auch unspektakulär und nicht besonders dominant. Die Punktrichter werden für ihn entscheiden.
Stefan Schander: Das ist eine „Do or Die“-Situation für Woodley und leider glaube ich, dass er auch in diesem Kampf nicht überzeugen wird. Ich glaube, Woodley befindet sich aktuell auf einem Abwärtsgang, wohingegen Luque sich in im Aufwind befindet. Woodleys Tendenz, vom Käfig aus zu arbeiten, wird Luques Stil entgegenkommen. Ich sage Luque durch einstimmigen Punkteentscheid.
Jakob Kowalewski: Für Woodley stehen seit seinem völlig passiven Titelverlust gegen Kamaru Umsan 2019 nun noch zwei weitere Niederlagen zu Buche. Der Ex-Champion fällt immer mehr dadurch auf, dass er mental im Kampf nicht in die Gänge kommt. Vincente Luque hingegen ist ein erfolgreicher Striker, der sich von einer rechten Overhand alleine nicht austricksen lassen wird und jüngst nur nach Punkten gegen Stephen Thompson verlor, einem Kämpfer, der sich sehr viel bewegt. Dies ist auch nicht Tyron Woodleys Stärke. Sieg Luque durch T.K.o in der dritten Runde.
Alexander Petzel-Gligorea: Ich sage es mal so. Hätte die UFC Interesse an einem Sieg von Woodley, würden sie ihm nicht den nächsten Pressure-Fighter gegenüberstellen, dessen Stil darauf ausgelegt ist, den Gegner an den Zaun zu drängen und dort zu attackieren. Denn Woodley weicht einfach zu gerne mit dem Rücken an den Zaun und lässt sich dort die Butter vom Brot nehmen. So also auch hier. Die einzige Frage ist, ob Luque es vorzeitig macht, wie in elf seiner zwölf UFC-Siege.
Tyron Woodley 2:6 Vicente Luque
Sean O’Malley vs. Thomas Almeida
Elias Stefanescu: Almeida hat nach einem starken Start in der UFC, vier Niederlagen aus den letzten fünf Kämpfen vorzuweisen. Auf ihm lastet viel Druck. Noch eine Niederlage und ihm droht das UFC-Aus. Sean O’Malley hat im letzten Duell die erste Pleite als Profi hinnehmen müssen. Die Frage ist, wer mental besser in dieses Duell kommt und sich motivieren kann, um in Bestform aufzutreten. Den Amerikaner sehe ich vorne, aufgrund seiner KO-Power. Von ihm geht im Stand mehr Gefahr aus als von Almeida. Sean O’Malley durch T.K.o.
Fabian Habel: Ein besseres stilistisches Matchup hätte die UFC für Sean O´Malley nicht finden können. Thomas Almeida ist zwar ein guter Thaiboxer, nimmt seinen Kopf jedoch selten aus dem Weg und bewegt sich sehr linear. All das sind Angewohnheiten, die dem laut eigener Aussage Ungeschlagenen, der seinen letzten Kampf durch K.o. verloren hat, in die Karten spielen. Deshalb sage ich: O´Malley gewinnt durch T.K.o. in Runde 2.
Christian Bolle: Nachdem "Sugar" Sean O‘Malley in seinem letzten Auftritt die erste Niederlage als Profi einstecken musste, wird er im Duell gegen Thomas Almeida auf Wiedergutmachung aus sein. Meiner Ansicht nach wird ihm dies mit einem vorzeitigen K.o.-Sieg gegen seinen Widersacher auch gelingen. Almeida konnte lediglich einen Sieg in seinen letzten fünf Auftritten einfahren und dürfte daher erheblich unter Druck stehen. Ich denke nicht, dass dieser mit dem unkonventionellen Kampfstil von O‘Malley, speziell im Stand-Up, klarkommen wird.
Rouven Müller: Beides sind Kämpfer, die immer für ein spektakulären Knockout gut sind. Hier dürfte uns ein Kampf mit hohem Tempo erwarten, in dem beide Kämpfer wahrscheinlich den K.O suchen werden. Interessant wird sein, wie O'Malley seine erste Niederlage aus seinem letzten Kampf weggesteckt hat. Beide werden wahrscheinlich Interesse daran haben den Kampf im Stand zu halten. Beide verfügen über spektakuläre Techniken. Ich denke allerdings das sich Almeida zu schnell auspowern wird und gegen Ende des Kampfes müde werden wird. O'Malley wird das ausnutzen und Almeida in der 3.Runde ausknocken.
Dieter Klaus Glasmann: Eins steht fest, für Almeida steht im Kampf gegen Sean O´Malley einiges auf dem Spiel. Seine letzten drei Kämpfe konnte „Tominhas“ nicht für sich entscheiden. Eine weitere Niederlage könnte Konsequenzen haben. Doch hat „Sugar“ O´Malley nach seiner Niederlage gegen Marlon Vera, die seine erste war und aus der er sich verletzt eine Weile zurückziehen musste, wirklich wieder zu alter Form gefunden? Schwer einzuschätzen, daher würde ich nach meiner Wunschvorstellung für einen Sieg von O´Malley via Knockout plädieren.
Stefan Schander: Ich glaube, das O‘Malley hier eindeutig durch K.o. gewinnen wird. Almeida ist zwar durchaus gefährlich, dennoch glaube ich, dass sein Stil zu offen ausgelegt ist für den Amerikaner. O‘Malley ist ein sehr zielsicherer Striker mit gefährlicher Power in seinen Schlägen und Tritten, deshalb glaube ich, dass er den Kampf frühzeitig durch K.o. in der ersten Runde beenden wird.
Jakob Kowalewski: Für O‘Malley der erste wirklich große Test, für Thomas Almeida so etwas wie die letzte Chance. Thaiboxer Almeida hat seit seiner Niederlage gegen Cody Garbrandt 2016 fast nur verloren. O‘Malley verlor 2020 unglücklich nach einer Fußverletzung durch T.K.o. gegen Marion Vera und soll nun wohl die Chance bekommen, gegen den kriselnden Almeida doch noch im Stand zu glänzen. Almeida sucht nie den Takedown, hat aber das bessere Grappling. Er wird einen von O‘Malleys Front Kicks abfangen, ausnahmsweise den Kampf auf den Boden verlagern und dort gewinnen. Sieg Almeida durch Submission in der zweiten Runde.
Alexander Petzel-Gligorea: Der junge Tommy Al-„Murder“ war eine Augenweide im Käfig. Aggressiv und spektakulär bis zum geht nicht mehr. Leider versäumte er, sich eine ordentliche Defensive anzutrainieren. Denn auch wenn das Kinn mittlerweile gelegentlich hält, verliert er dabei zu viele Punkte. Darum muss er sich gegen O’Malley allerdings keine Gedanken machen, denn der Amerikaner wird es nicht darauf ankommen lassen. Das Matchup hier ist ein Geschenk an den Publikumsliebling. Wenn die dürren Beinchen halten, O’Malley durch Knockout in der zweiten Runde.
Sean O’Malley 7:1 Thomas Almeida