Von Randy bis Randamie: Diese Kämpfer wurden als UFC-Champions abgesetzt
128 Tage lang durfte Germaine de Randamie ihren Titel im Federgewicht der Frauen behalten. Eine kurze Zeit, aber bei weitem nicht die kürzeste Amtszeit der UFC-Geschichte. Die Niederländerin ist zudem bereits die elfte Kämpferin, der die UFC den Titel wieder wegnahm. Wir blicken zurück.
Der Erste
Randy Couture, Schwergewichtschampion von Dezember 1997 bis Januar 1998
Randy Couture hat zahlreiche Bestmarken in der UFC aufgestellt, aber diese Ehre wird ihm keiner mehr nehmen können. Denn der Altmeister war der erste Kämpfer überhaupt, dem die UFC den Titel wieder abnahm. Nachdem er Dezember 1997 Maurice Smith um den Schwergewichtstitel erleichterte, nahm er ein Angebot von Vale Tudo Japan an, statt seinen Gürtel gegen Bas Rutten zu verteidigen.
Die UFC ließ den Titel erst anderthalb Jahre später wieder auskämpfen. Rutten gewann gegen Kevin Randleman, vakantierte den Titel daraufhin, um die Gewichtsklasse zu wechseln, trat vorher jedoch aufgrund seiner Verletzungen vom Sport zurück. 2000 war auch Couture wieder zurück und gewann den Titel ein zweites Mal und dieses Mal verteidigte er ihn sogar mehrfach.
Die Abwanderungswilligen
Jens Pulver, Leichtgewichtschampion von Februar 2001 bis März 2002
Murilo Bustamante, Mittelgewichtschampion von Januar bis Oktober 2002
BJ Penn, Weltergewichtschampion von Januar 2004 bis Mai 2004
In einer Zeit, als die UFC noch nicht ihre Konkurrenz geschluckt oder vom Markt gedrängt hatte, waren harte Vertragsverhandlungen an der Tagesordnung. So musste die UFC in der Zeit, nachdem die Fertittas die Organisation gekauft hatte, gleich drei Champions verabschieden. Jens Pulver war der erste, der Coutures Beispiel folgte. Nach seiner Titelverteidigung gegen BJ Penn konnte er sich auf keinen neuen Vertrag einigen und verließ die UFC im Streit für mehrere Jahre. Auch ein harter Schlag für die UFC, die erst vier Jahre später wieder einen Champion im Leichtgewicht krönte.
Bustamante zog es trotz Titelverteidigung gegen Matt Lindland wenig später zu Pride, wo er die nächsten Jahre verbringen und einmal im Weltergewichts-Grand Prix unterliegen sollte. Ein Titel war ihm nie mehr vergönnt.
Vielleicht hat er am ehesten die Blaupause für Conor McGregor geschrieben: BJ Penn. Der Hawaiianer hatte gerade Matt Hughes um den Titel im Weltergewicht erleichtert, da suchte er die Herausforderung bei K-1, die zu der Zeit oft auf Hawaii veranstalten. Vier Kämpfe gegen Duane Ludwig, Lyoto Machida und die Gracies Renzo und Rodrigo später war er zurück und, als wäre er nie weg gewesen, sofort wieder im Titelrennen der UFC.
Die Betrüger
Josh Barnett, Schwergewichtschampion von März bis Juli 2002
Tim Sylvia, Schwergewichtschampion von Februar bis Oktober 2003
Sean Sherk, Leichtgewichtschampion von Oktober 2006 bis Dezember 2007
Drei Champions, drei Mal positiv getestet. Während Sylvia und Sherk wenigstens bei den Kämpfen, die ihnen den Titel einbrachten, nicht positiv getestet wurden, fiel Barnett schon nach seinem Sieg über Champion Randy Couture durch den Test und verschwand prompt nach Japan, wo er die nächsten fünf Jahre verbrachte. Derzeit sitzt der „Babyfaced Assassin“ seine mittlerweile dritte Doping-Sperre ab.
Sylvia kam nach seinem positiven Test mit einer sechsmonatigen Sperre davon, trat ein halbes Jahr später erfolglos um den Titel an, gewann ihn jedoch 2006 erneut und hielt fast ein Jahr. Auch Sean Sherk, der erste Leichtgewichtschampion seit Jens Pulver, wurde nach seiner ersten Titelverteidigung positiv getestet (genau wie Herausforderer Hermes Franca).
Ein monatelanges Tauziehen um ein ordentliches Testverfahren schloss sich dem Test an. Schließlich wurde er doch mehrere Monate gesperrt und ihm der Titel abgenommen. Nach Ablauf der Sperre durfte er jedoch noch einmal gegen BJ Penn um den Gürtel kämpfen, unterlag aber vorzeitig.
Die Inaktiven
Frank Mir, Schwergewichtschampion von Juni 2004 bis August 2005
Conor McGregor, Federgewichtschampion von Dezember 2015 bis November 2016
Was hätte nur aus Frank Mirs Karriere werden können, hätte er sich nicht bei einem Motorrad-Unfall so schwer verletzt, dass die UFC ihm nach zwölf Monaten den Titel abnehmen musste? Mir, damals mit 25 im besten Alter, verlor vielleicht seine besten Jahre an die Knieverletzungen und den Bruch des Oberschenkelknochens.
Als er Anfang 2006 zurückkehrte, war er nur noch ein Schatten seiner selbst und hatte schon Probleme mit TUF-Schwergewichten wie Dan Christison. Erst zwei Jahre später sollte er als Interims-Champion noch einmal Gold gewinnen, bevor er in die Kreissäge namens Brock Lesnar lief. In den Jahren danach kam Mir noch zwei Mal in Reichweite des Titels, ein Sieg war ihm nicht mehr vergönnt.
Die Geschichte von Conor McGregor ist hingegen schneller erzählt: nach seinem 13-Sekunden-Sieg über José Aldo dachte der Ire nicht eine einzige Sekunde an eine Titelverteidigung, sondern richtete den Blick Richtung Leichtgewichtstitel. Nachdem ihm die UFC erlaubte, einen Titelkampf in einer höheren Gewichtsklasse zu bestreiten, nahm sie ihm einen Monat später den Titel im Federgewicht wieder ab, um mit der Gewichtsklasse fortzufahren.
Das Problemkind
Jon Jones, Halbschwergewichtschampion von März 2011 bis April 2015
Jon Jones, Interims-Halbschwergewichtschampion von April bis November 2016
Traurige Ehre für Jon Jones, dem als einzigem Champion gleich zwei Mal der Gürtel abgenommen wurde. Erst wurde er für seine zahlreichen Verfehlungen abseits des Octagons gemaßregelt. Jones wurde nach der letzten Titelverteidigung gegen Daniel Cormier Kokain nachgewiesen, später verursachte er einen Autounfall mit einer Schwangeren, beging Unfallflucht und ließ Drogen in seinem Auto zurück.
Zuviel in zu kurzer Zeit für die UFC, die ihm den Titel abnahm. Nach Ablauf der Sperre sollte er sofort seinen Gürtel zurückbekommen, doch Cormier verletzte sich und Jones gewann den Interims-Titel gegen Ovince St. Preux. Dieser wurde ihm nach seiner positiven Trainingskontrolle Monate später auch abgenommen. Am 29. Juli kehrt Jones erneut zurück und kann sich ein weiteres Mal zum Champion krönen. Ob er ihn dann behalten darf?
Die Neue
Germaine de Randamie, Federgewichtschampion von Februar bis Juni 2016
Nur vier Monate hielt Germaine de Randamie den Titel. Ihre Regentschaft dürfte auf alle Zeiten eine der merkwürdigsten der UFC-Geschichte werden. Ihren Titelkampf erhielt sie nach zwei Siegen in Folge gegen Kämpferinnen, die bereits kurz darauf nicht mehr Teil der UFC waren, zudem in einer leichteren Gewichtsklasse.
Der Titelkampf gegen Holly Holm war dann selbst eine einzige Kontroverse, schlug sie doch gleich zwei Mal nach dem Pausensignal zu. Der nicht ausgesprochene Punktabzug reichte am Ende für den knappen Punktsieg. Ihre Weigerung, auf „Cyborg“ zu treffen, wegen der die UFC die Gewichtsklasse überhaupt erst eingeführt hatte, sorgen nun für die zwölfte unfreiwillige Abdankung eines UFC-Champions.