UFC 249 Preview: Verspielt Tony Ferguson die Chance auf den Khabib-Kampf?
Fast zwei Monate nach dem Beginn der Corona-Auszeit kehrt mit der UFC die erste große Sportliga wieder auf die Bühne zurück. Während gerade in den USA sämtliche Sportligen noch prüfen, wie sie zeitnah zurückkehren können, macht die UFC Nägel mit Köpfen und veranstaltet den mehrfach verlegten und verschobenen PPV UFC 249 in Florida. Die große Aufmerksamkeit der Sportwelt will sich die UFC mit einem immensen Programm zu Nutze machen, an dessen Spitze der Interims-Titel im Leichtgewicht auf dem Spiel steht.
Sowohl das Vorprogramm, als auch das Hauptprogramm von UFC 249 werden auf dem UFC Fight Pass übertragen, der ab 5,99 Euro monatlich auf ufc.tv erhältlich ist, für das Hauptprogramm wird jedoch zusätzlich ein PPV-Preis von 17,89 Euro verlangt. Das Hauptprogramm wird zudem auf DAZN gezeigt. Ein Abo kostet dort monatlich 11,99 Euro mit monatlicher Kündigungsmöglichkeit, oder 119 Euro im Jahr. Der erste Monat ist gratis. Für UFC-Events fallen keine weiteren Kosten an.
Anbei die Startzeiten:
Vorprogramm (ufc.tv): Samstag, 10. Mai, 0:00 Uhr
Hauptprogramm (ufc.tv/DAZN): Samstag, 10. Mai, 4:00 Uhr
Der Hauptkampf: Tony Ferguson vs. Justin Gaethje
Was für ein Kracher für die Rückkehr der UFC aus der Corona-Pause. UFC-Rekordhalter Tony Ferguson (25-3) misst sich mit dem „Highlight“ Justin Gaethje (21-2) um den Interims-Titel im Leichtgewicht. Für den früheren WSOF-Champion Gaethje ist es die erste Chance auf einen Titel in der UFC, während Ferguson bereits zum zweiten Mal den Interims-Titel im Leichtgewicht gewinnen kann.
Für „El Cucuy“ geht es in Jacksonville um deutlich mehr als für seinen Gegner. Ferguson ist seit acht Jahren ungeschlagen und besiegte in der Zwischenzeit zwölf Leichtgewichte in Folge, Rekord der Gewichtsklasse. Für eine echte Titelchance und den langersehnten Kampf gegen Nurmagomedov reichte es bisher nicht, immer wieder spielte ihm das Schicksal einen Streich.
Ob „Tiramisu-Gate“ vor UFC 209, der Innenbandriss sechs Tage vor UFC 223 und nun die weltweite Corona-Pandemie, die MMA-Götter lassen sich eine Menge einfallen, um diesen Kampf verhindern. Denn Ferguson macht es ihnen nicht einfach und siegt unterdessen einfach weiter. Ein halbes Jahr nach UFC 209 bezwang er dabei Kevin Lee und krönte sich zum ersten Mal zum Interims-Champion.
Dabei sah Ferguson zum ersten Mal in seiner Karriere für eine längere Dauer des Kampfes verwundbar aus, bevor er sich die Konditionsschwäche Lees zunutze machte und dessen starkes Ringen mit Ellbogen und Submissions vom Rücken aus konterte und schließlich in der dritten Runde im Triangle Choke Schluss machte. Zuletzt zermürbte er Anthony Pettis und Donald Cerrone, bis diese nach der zweiten Runde nicht mehr weiterkämpfen konnten.
Nun steht ihm also Justin Gaethje gegenüber. Ungeschlagen in die UFC gekommen, hinterließ er auch im Octagon bleibenden Eindruck. Sechs Mal stand er im Käfig, sechs Mal verbuchte er den Bonus für die Performance oder den Kampf des Abends, Punktrichter konnten sich stets ausruhen.
Nachdem die beiden Feuerwerke gegen Ex-Champion Eddie Alvarez und den späteren Interims-Champion Dustin Poirier in seinen einzigen beiden Niederlagen endeten, kehrte Gaethje scheinbar stärker zurück und schickte in James Vick, Edson Barboza und ebenfalls Cerrone gleich drei Top-Ten-Leichtgewichte auf die Bretter.
In Florida treffen zwei Kombattanten aufeinander, die nichts als den Vorwärtsgang und das offene Visier kennen. Fergusons Unberechenbarkeit trifft dabei auf Gaethjes brachiale Gewalt. Mit seinem Konditions- und Grappling-Vorteil ist der 36-jährige Ferguson eigentlich prädestiniert für eine weitere Amtszeit als Interims-Champion, sollte er Gaethjes Doppel-Deckung knacken können, doch das Risiko gegen Power-Puncher Gaethje ist enorm.
Dieser wird seine Hände landen. Die Frage ist, kann sich Ferguson davon erholen? Kann Gaethje der Verlockung widerstehen, nach einem Knockdown mit Ferguson auf die Matte zu gehen? Kann Gaethje den entscheidenden Treffer landen, bevor ihm aufgrund der kurzen Vorbereitungszeit die Luft ausgeht? Fans können einen spannenden hochkarätigen Kampf mit weitreichenden Konsequenzen für das weitere Jahr erwarten. Genau richtig für einen Startschuss ins weitere UFC-Jahr.
Der Co-Hauptkampf: Henry Cejudo vs. Dominick Cruz
Zuvor kommt es zu einem weiteren Titelkampf, jedoch zwei Gewichtsklassen tiefer und mit dem regulären Titel auf dem Spiel stehend, wenn Henry Cejudo (15-2) zum ersten Mal den Titel im Bantamgewicht aufs Spiel setzt und auf Ex-Champion Dominick Cruz (22-2) trifft, der José Aldo ersetzt.
Drei Jahre und elf Monate ist Cruz‘ letzter Erfolg her. Damals verteidigte er den Bantamgewichts-Titel gegen Erzrivale Urijah Faber bei UFC 199. Als das passierte, hatte Cejudo gerade seine erste Titelchance krachend gegen Demetrious Johnson per Erstrunden-Knockout verloren. Ein halbes Jahr später standen beide wieder im Käfig. Cejudo musste sich nicht unumstritten Joseph Benavidez geschlagen geben, Cody Garbrandt entthronte Cruz mit der besten Leistung seiner Karriere.
Näher kamen sich die beiden seither nicht, denn während Cejudo wenig später seine Siegesserie begann, die ihn auf den Thron zweier Gewichtsklassen führen sollte, tauchte Cruz bei UFC-Events maximal als TV-Experte in Erscheinung. Eine Plantarfasziitis hatte Cruz bereits beim Garbrandt-Kampf behindert, ein Armbruch und ein Bänderriss in der Schulter verhinderten weitere Comeback-Termine.
Immerhin nicht schon wieder die Knie, die den für seine Beweglichkeit bekannten Ex-Champion in den Jahren zuvor wiederholt außer Gefecht setzten und zum Verlust seines ersten UFC-Titels am grünen Tisch führten. Bereits seine erste Rückkehr, in welcher er TJ Dillashaw den Titel abnehmen konnte, galt als eines der besten Comebacks der MMA-Geschichte. Nun muss er dieses Kunststück wiederholen.
Und das gegen Olympiasieger Henry Cejudo. „Triple C“, wie sich Cejudo mittlerweile bezeichnet, konnte in den letzten Jahren die leichten Gewichtsklassen unterjochen. Er wurde zum ersten Kämpfer seit Cruz im Jahr 2011, der Fliegengewichts-Legende Demetrious Johnson bezwingen konnte und setzte mit einem schockierend schnellen Knockout gegen den gedopten TJ Dillashaw sogar noch einen drauf.
Im vergangenen Jahr wurde er dann mit einer starken Leistung gegen Marlon Moraes zum Nachfolger Dillashaws im Bantamgewicht und zum nächsten Doppel-Champion der UFC. Nun will der Ringer seinen Weg zum Status des „GOAT“ fortsetzen und was liegt da näher als ein Kampf gegen denjenigen, der jahrelang als „GOAT“ des Bantamgewichts galt?
Die weiteren Kämpfe
Tony Ferguson ist nicht der einzige Kämpfer im Programm, für den viel auf dem Spiel steht, auch Schwergewicht Francis Ngannou (14-3) muss seinen hart erkämpften Platz an der Spitze der Herausfordererliste gegen den aufstrebenden Kickboxer Jairzinho Rozenstruik (10-0) verteidigen. Ngannou ist der große Leidtragende der Miocic-Cormier-Trilogie.
Allein zwischen dem ersten und zweiten Aufeinandertreffen der beiden Kämpfer an der Spitze besiegte Ngannou nacheinander Curtis Blaydes, Cain Velasquez und Junior dos Santos durch Erstrunden-Knockout, trotzdem muss er immer noch auf seine zweite Titelchance warten. Rozenstruik, dessen UFC-Debüt gerade einmal 15 Monate her ist, will ihm den Platz nun streitig machen.
Zuvor messen sich zwei Federgewichte, die sich zuletzt zwei gehypten jungen Kämpfern geschlagen geben mussten, miteinander, wenn Jeremy Stephens (28-17) auf Calvin Kattar (20-4) trifft. Vor allem Stephens steht fast schon mit dem Rücken zur Wand, nachdem er zuletzt gleich drei Mal gegen José Aldo, Zabit Magomedsharipov und in einem atemberaubenden Kampf gegen Yair Rodriguez das Nachsehen hatte.
Wie stark dieses Programm ist, sieht man daran, dass es Donald Cerrone (36-14) nach seiner Niederlage gegen Conor McGregor im Januar nicht einmal ins Hauptprogramm geschafft hat. Sein Rückkampf gegen Anthony Pettis (22-10) beendet das Vorprogramm. Vor sieben Jahren schickte Pettis den „Cowboy“ per Body Kick auf die Bretter. Nun will der 37-Jährige Revanche.
Grappling-Freunde können sich auf ein Duell im Schwergewicht zwischen Rückkehrer Fabricio Werdum (23-8-1) und Oleksiy Oliynyk (58-13-1) freuen. Ex-Champion Werdum hofft bereits seit Längerem auf ein Duell gegen die ukrainische „Boa Constrictor“ Oliynyk und feiert nach überstandener Doping-Sperre sein Comeback im Octagon.
Der erste Kandidat für den Kampf des Abends befindet sich indes schon früh im Programm, wenn sich die Weltergewichte Vicente Luque (17-7-1) und Niko Price (14-3) messen. Von Luques 13 UFC-Kämpfen gingen nur vier über die Distanz, Price hat in seiner achtjährigen MMA-Karriere erst einmal sein Schicksal in die Hände der Punktrichter legen müssen. Action ist hier garantiert.
Das Programm in der Übersicht:
UFC 249: Ferguson vs. Gaethje
9. Mai 2020
VyStar Memorials Arena in Jacksonville, Florida, USA
Interims-Titelkampf im Leichtgewicht
Tony Ferguson vs. Justin Gaethje
Titelkampf im Bantamgewicht
Henry Cejudo vs. Dominick Cruz
Francis Ngannou vs. Jairzinho Rozenstruik
Calvin Kattar vs. Jeremy Stephens
Yorgan De Castro vs. Greg Hardy
Vorprogramm (UFC.tv)
Donald Cerrone vs. Anthony Pettis
Aleksei Oleinik vs. Fabricio Werdum
Carla Esparza vs. Michelle Waterson
Vicente Luque vs. Niko Price
Bryce Mitchell vs. Charles Rosa
Sam Alvey vs. Ryan Spann