Nach schwerem K.o.: Frankie Edgar schildert Folgen und schaut nach vorne
Vor zwei Wochen steckte Frankie Edgar eine der empfindlichsten Niederlagen seiner langen Karriere ein. Nach genau 28 Sekunden in der ersten Runde platzierte Gegner Cory Sandhagen ein eingesprungenes Knie am Kinn des Veterans, der schwer getroffen K.o. ging und das Bewusstsein verlor, noch bevor er mit dem Gesicht zuerst auf dem Käfigboden landete. Wie heftig der Knockout war, darüber wurde sich Edgar erst im Nachhinein bewusst.
Nachhaltig wird dieser Rückschlag Edgar aber wohl nicht aus der Fassung bringen können. Gegenüber ESPN schilderte der Kämpfer nun gefasst seinen Umgang mit der Situation und die ersten Stunden nach dem KO, der wohl ein Kandidat für jeden Jahresrückblick sein dürfte: „Es ist, wie es ist. Dieser Sport ist gnadenlos und es fühlt sich echt schlecht an. Ich habe meinen Platz in Sandhagens Highlights sicher, das wird bis in alle Ewigkeit abgespielt werden. Wie gesagt, so ist es. Es hätte aber genauso gut ihn erwischen können und ich habe auch schon Leute auf diese Art und Weise geschlagen“, so Edgar.
Nach dem Ende des Kampfes benötigte Edgar einige Minuten, um für die Verkündung von Sandhagens Sieg wieder auf die Beine zu kommen. Jedoch schien der schwere Treffer auch nach dem Kampf, unsichtbar für die Zuschauer, noch länger Wirkung zu zeigen:
„Ich bin erst wieder wirklich zu mir gekommen, als wir in der Kabine waren. Daran kann ich mich als erstes erinnern: Ich sitze den Ärzten gegenüber, Mark und Ricardo (Edgars Trainer, Anm. d. Red.) sind bei mir und ich frage Mark: ‚Was ist passiert?‘. Er meint nur: ‚Du hast gekämpft!‘. Das schien zu stimmen, ich konnte mir aber nicht erklären, gegen wen. Ich habe nochmal gefragt: ‚Gegen wen denn?‘ ‚Sandhagen!‘ Ich habe versucht, mich an ein Trainingscamp für den Kampf zu erinnern, aber da kam nichts. Ich habe dann gefragt, ob ich vielleicht kurzfristig eingesprungen bin und Mark meinte, dass ich volle zwei Monate nur für Sandhagen trainiert hatte. Als ich schließlich auf die Frage, welchen Tag wir hätten, mit ‚September oder Dezember‘ geantwortet habe, haben sie den Krankenwagen gerufen.“
„Auf dem Weg ins Krankenhaus hat mich im Krankenwagen eine Schwester gefragt, den wievielten Tag im Februar wir denn hätten. Da ist mir das Datum eingefallen: Den sechsten! Dann haben sich die Teilchen wieder zusammengefügt, die Erinnerung kam wieder. Vom Aufwärmen vor dem Kampf bis zu den ersten zwanzig Sekunden, bevor das Knie einschlug. Ich konnte mich im Krankenwagen wieder an alles erinnern, nur nicht daran, wie ich aus dem Käfig gegangen bin.“
Laut Edgar war der K.o. zwar spektakulär, allerdings sei auch früher schon ähnliches passiert: „Ich mache das schon mein ganzes Leben, ich kenne die Risiken. Das ist alles schon mal passiert und ich komme damit zurecht. Natürlich war das ein harter K.o., aber gegen Gray Maynard habe ich eine ganze Runde lang nur kassiert und habe mich durchgekämpft. Von Sandhagen habe ich einen Treffer eingesteckt, von Maynard bestimmt fünfzehn. Was ist dann besser? Wenn man älter ist, kommen alle an und wollen, dass du in Rente gehst. Wenn ich mit 25 Jahren K.o. gegangen wäre, wieso hätte mich dann keiner nach meinem Rücktritt gefragt?“
Jedoch steht für Edgar in seinen letzten sechs Kämpfen eine negative Bilanz von vier Niederlagen und zwei Siegen zu Buche, davon drei vorzeitig verlorene Kämpfe. Während ein Platz in der Hall of Fame der UFC sicher ist, scheint jedoch die Überlegung, sich vom Sport zurückzuziehen, keine einfache zu sein: „Ich weiß nicht, wann ich zurücktrete. Es muss irgendwann mal sein. Ich hoffe nur, dass es von mir selbst ausgeht. Ich will nicht einer von den Typen sein, mit denen man ein ernstes Wort reden muss, dass sie bitte aufhören sollen. So, wie ich mich selbst jedoch kenne, müssen wohl meine Trainer oder meine Frau das machen. Im Moment denke ich aber, dass es für niemanden in Frage kommt.“