Michael Bisping: Das Superfight-Gerede geht mir auf die Nerven.
Als Conor McGregor das Titelrennen der UFC betrat, veränderte er die Spielregeln für alle Kämpfer. Wurden Champions vorher an ihren Titelverteidigungen gemessen, sind es nun vor allem Siege in schwereren Gewichtsklassen, die einen Titelträger wirklich im Konzert der ganz Großen mitspielen lassen. Zum Unmut von Michael Bisping.
„Mir hängt das Gerede um diese ganzen Superfights zum Hals raus“, sagte der frühere Mittelgewichts-Champion in seinem Podcast ‚Believe You Me‘. „Ich will Champions sehen, die ihren Titel verteidigen. Dieses ganze Herumhüpfen [zwischen den Gewichtsklassen, Anm. d. Red.] in den letzten beiden Jahren wird langsam albern.“
In den Jahren, seit Conor McGregor zum ersten Doppel-Champion der UFC-Geschichte wurde, versuchten ihm zahlreiche Kämpfer nachzueifern. Manche, etwa Daniel Cormier, Amanda Nunes oder Henry Cejudo, mit Erfolg. Andere schafften es nicht, sich einen zweiten Titel zu sichern, Max Holloway beispielsweise.
Dabei stört sich Bisping vor allem daran, dass ein Doppel-Champion gleich zwei Gewichtsklassen lähmt und so verdiente Herausforderer zu lange auf ihre Chance warten müssen. Jüngstes Beispiel ist das Fliegengewicht der UFC, bei dem im Februar zum ersten Mal seit einem Jahr wieder um den Titel gekämpft wird, da Champion Cejudo im Sommer ins Bantamgewicht aufstieg und sich danach verletzungsbedingt eine Auszeit nahm.
„Ich habe das Gefühl, dass die UFC von diesen Superfights Abstand nimmt“, so Bisping weiter. „Man bekommt mit so einem Kampf zwar kurzfristig Aufmerksamkeit, aber jetzt müssen sie Henry Cejudo den Titel im Fliegengewicht wieder abnehmen und zwischen Joe Benavidez und Deiveson Figueiredo neu vergeben. Ihnen bleibt nichts Anderes übrig. Amanda Nunes ist der einzige Doppel-Champ, der übrig geblieben ist. Und auch das nur, weil es für sie keine Gegnerinnen bei 145 Pfund gibt. Ich denke, man hätte ihr den Titel bereits abgenommen, wenn es jemanden geben würde, der sie an der Spitze ersetzen könnte.“
Ob Bisping dabei seine eigene Zeit als UFC-Champion vergessen hat? Der Engländer sicherte sich mit einem Knockout gegen Luke Rockhold bei UFC 199 den Titel. Doch anstatt auf Top-Herausforderer wie Ronaldo Souza oder Yoel Romero zu treffen, sicherte er sich eine Revanche gegen den 46-Jährigen Dan Henderson, der damals nur auf Platz 15 der UFC-Rangliste stand in den Jahren davor mehr Kämpfe verloren als gewonnen hatte.
Und auch nachdem man Bispings Wunsch mit dieser nicht unumstrittenen Titelverteidigung erfüllt hatte, gab es keine Hoffnung für die Elite im Mittelgewicht. Stattdessen zog es Bisping vor, einen großen Kampf gegen die MMA-Legende Georges St. Pierre einzugehen, die erst ein Jahr nach dem Kampf gegen Henderson stattfand. Bisping verlor den Kampf und den Titel, drei Wochen später noch ein Duell gegen Kelvin Gastelum und trat danach zurück. Erst im Oktober 2019 kam es wieder zu einem regulären Titelkampf im Mittelgewicht zwischen zwei Top-Kämpfern der Gewichtsklasse.
Ob die UFC jedoch tatsächlich auf Dauer erst einmal keine weiteren Superfights zwischen zwei Champions ansetzt, darf bezweifelt werden. Immerhin hat sich Zugpferd Conor McGregor bereits dahingehend geäußert, im Leicht- und Weltergewicht Champion werden zu wollen und auch Mittelgewichts-Titelträger Israel Adesanya legt sich schon öffentlich mit Halbschwergewichts-Champion Jon Jones an, der wiederum auch einen Wechsel ins Schwergewicht in Betracht zieht.