Joseph Benavidez: Das war meine letzte Chance, aber ich bin noch nicht fertig
Am Samstag hätte es endlich soweit sein sollen. Joseph Benavidez hätte sich mit einem Sieg den ersten großen Titel seiner Karriere sichern sollen. Dann ging alles ganz schnell und wenige Minuten später schlief er in einem Rear-Naked Choke von Deiveson Figueiredo ein. Der 35-Jährige geht das nächste Kapitel seiner Karriere nun realistisch an.
„Es ist komisch“, sagte Benavidez auf der Pressekonferenz nach dem Kampf. „Ich bin schon hundert Mal gestorben, was ist da ein weiterer Tod? Ich weiß, dass ich richtig vorbereitet war, ich habe alles richtig gemacht, keine Abkürzungen genommen. Es hat sich gut im Kampf angefühlt. Ich war fokussiert, ich war da, auch ohne Fans. Der letzte Kampf war schlimm, ich hatte nichts unter Kontrolle. Dieses Mal wollte ich nur einen fairen Kampf. Ich wollte, dass er Gewicht macht und dass nichts Merkwürdiges passiert. Er ging raus und hat gezeigt, dass er der bessere Kämpfer ist. Es ist hart. Aber man kann nicht einfach rumsitzen und in Selbstmitleid baden.“
Nach einer K.o.-Niederlage im Februar, der ein unabsichtlicher Kopfstoß und ein verpasstes Kampfgewicht Deiveson Figueiredos vorausging, trafen Benavidez und der Brasilianer in Abu Dhabi zum zweiten Mal aufeinander. Dieses Mal endete es noch schneller. Benavidez ging drei Mal von Schlägen zu Boden und schlief kurz vor Ende der ersten Runde in einem Rear-Naked Choke ein. Zusammen mit den Umständen rund um Fight Island eine neue Erfahrung in der langen Karriere Benavidez‘.
„Ich sitze hier und bin bescheiden, er hat beeindruckend gekämpft“, so Benavidez unter Tränen weiter. „Ich bin dankbar für die Chance, rauszugehen und zu zeigen, worauf ich mich vorbereitet habe. Ich laufe jetzt hier herum, es wird draußen langsam hell und ich werde in einem Van zusammengeflickt. Das Leben kommt schnell auf einen zu. Ich bin in einer leeren Halle in Abu Dhabi, um zwei Uhr früh in einem Hotel, jetzt ist es sechs Uhr früh und mir wurde gerade die Scheiße aus dem Leib geprügelt. Es ist Wahnsinn.“
Benavidez geht indes realistisch an die nächsten Schritte seiner Karriere heran. Vier Mal kämpfte er in der UFC um den Fliegengewichtstitel, zuvor einmal in der WEC gegen Dominick Cruz um den Gürtel im Bantamgewicht. Fünf seiner sieben Niederlagen kamen in Titelkämpfen zustande. Benavidez ist sich bewusst, dass der Kampf am Samstag vermutlich die letzte Chance war, allen zu beweisen, dass der Beste seiner Gewichtsklasse ist.
„Mein Ziel in diesem Sport war immer, der Beste, der Champion zu sein“, so Benavidez weiter. „Ich wusste, dass mein letzter Kampf meine letzte Chance sein würde. Wegen gewissen Umständen war sie es nicht. Ich habe mit diesem Sport nur aus einem Grund angefangen, ich wollte der Beste werden. Ich war nah dran, ich hatte Glück. Ich war elf Jahre lang einer der Besten in zwei verschiedenen Gewichtsklassen. Es war eine verrückte Reise. Einfach großartig.“
Doch aufgeben kommt für ihn weder im Kampf noch in der Karriere in Frage. Daher will sich der 35-Jährige nicht mit zwei Niederlagen im Rücken verabschieden, sondern mit einem letzten Sieg im Octagon.
„So gehe ich nicht ab. In diesem Sport ist nichts garantiert, aber bekomme keine weitere Titelchance und so will ich nicht abtreten. Ich will noch einen weiteren Kampf. Nach dem gibt es für mich nichts mehr zu tun. Ich werde nicht noch einmal zehn Jungs schlagen. Ich weiß, dass das meine letzte Chance war, aber so will ich nicht aufhören. Wenn ich noch einmal verliere, kämpfe ich weiter, bis ich gewinne.“