Georges St. Pierre: Es gibt keinen GOAT.
Georges St. Pierre ist einer der erfolgreichsten, dominantesten und besten MMA-Kämpfer der bisherigen Geschichte des Sports. Der Kanadier dominierte seine Gewichtsklasse über mehrere Jahre und setzte sich dabei gegen eine Vielzahl an hochkarätigen Herausforderern durch. Doch die Frage, ob er der Beste aller Zeiten, der GOAT, sei, verneint er.
„Ich glaube, es gibt keinen, der der Größte ist“, sagte St. Pierre in einem Interview. „Wenn wir etwa drei Kämpfer haben. Der erste besiegt den zweiten, der zweite den dritten und der dritte wieder den ersten. So läuft das im Kampfsport ab. Es ist Timing. Jeder kann jeden an jedem Tag besiegen. Wenn man zehn Kämpfe gegen einen Top-Mann macht, wird er wahrscheinlich nicht alle zehn gewinnen, vielleicht nicht einmal neun. Die Stile sind ebenfalls wichtig. Und dann gibt es Typen, die einen einfach durchschaut haben, keiner weiß, wie. Der Kampfsport ist keine Gerade.“
Und St. Pierre weiß, wovon er spricht, immerhin musste auch er in seiner Karriere Niederlagen einstecken, unterlag in seiner ersten Titelchance Matt Hughes und in seiner ersten Titelverteidigung Jahre später sensationell Matt Serra. Gerade die Niederlage gegen Serra veränderte St. Pierres Herangehensweise ans Kämpfen.
„Als ich jung war, wollte ich der Beste aller Zeiten werden. Aber mit jedem weiteren Jahr und mehr Erfahrung fand ich heraus, dass das nicht existiert“, so St. Pierre weiter. „Man kann nicht der beste Kämpfer des Planeten werden. Es wird immer einen geben, der einen besiegen kann. Es gibt bestimmt einige, die diese Aussage verneinen, aber wenn man mit vielen verschiedenen Leuten trainiert, kommt man zu dieser Erkenntnis. Es gibt Leute, die sind besser als man selbst, selbst wenn sie nicht kämpfen. Man sieht das im Gym, dass sie einen besiegen würden. So läuft die Welt. Es wird immer einen geben, der dich besiegen kann. Es gibt keinen besseren Kämpfer. An jedem Tag kann einer den anderen schlagen.“
Mit dieser Mentalität bestimmte St. Pierre das Weltergewicht über Jahre, sodass ihm über Jahr kein Gegner und kein Stil etwas anhaben konnte. Damit stieg jedoch auch mit jeder weiteren Titelverteidigung der Druck auf den Kanadier, der keine Niederlage kassieren wollte. St. Pierre zog sich mit 32 Jahren nach einem knappen und umstrittenen Erfolg gegen Johny Hendricks vom Sport zurück und kam erst vier Jahre später wieder.
Dabei besiegte er Michael Bisping im Kampf um den Mittelgewichtstitel, den er anschließend wieder ablegte. St. Pierre weiß, dass er zwar Champion der Gewichtsklasse war, aber dass der Titel nicht automatisch Zeugnis davon ablegte, dass er auch das beste Mittelgewicht war. Er war an dem Abend einfach nur besser als Michael Bisping.
„Wenn man gegen jemanden kämpft und Champion wird, dann ist man nur deswegen Champion, weil man an einem Abend einen bestimmten Gegner besiegt hat. Es gibt einem nicht das Recht, sich über die anderen Kämpfer zu stellen. Die meisten sehen das so, ich aber nicht mehr. Ich habe realisiert, dass alles nur Illusion ist.“