Francis Ngannou: Hatte im ersten Kampf gegen Stipe nicht genug Erfahrung
Am 27. März steht Francis Ngannou zum zweiten Mal Stipe Miocic im Kampf um den UFC-Schwergewichtstitel gegenüber. Drei Jahre nach dem ersten Duell, das klar an Miocic ging, hofft Ngannou nun, genug Erfahrung gesammelt zu haben, um den Rekord-Champion zu entthronen.
Denn mangelnde Erfahrung ist es, die Ngannou als Grund für die erste Niederlage anführt, wie er Joe Rogan in dessen Podcast erklärte. Ngannou hatte vor dem ersten Titelkampf sechs Siege innerhalb von zwei UFC-Jahren verbucht, hatte dann aber nur sieben Wochen Zeit, um sich nach dem Knockout gegen Alistair Overeem auf die große Herausforderung Miocic vorzubereiten.
„Nach dem Kampf hatte ich zwei Gefühle“, so Ngannou zu Rogan. „Zuerst war ich offensichtlich enttäuscht und sauer, dass ich nicht gewinnen konnte. Jeder, der irgendwann um einen Titel kämpft, will natürlich siegreich rausgehen. Aber um ehrlich zu sein, wenn ich auf den Kampf damals zurückblicke, sehe ich das Gute in der Niederlage. Ich habe in dem Kampf so viel gelernt. Auch wenn ich auf dem Level war, um einen Titel zu kämpfen, hatte ich in meinen Fähigkeiten und meiner Erfahrung noch Lücken.“
„Ich hatte mich vorher gefragt, wie es wohl sein würde, mal drei Runden zu kämpfen. Ich ging in einen Kampf über fünf Runden und hatte bis dahin nicht einmal drei Runden gekämpft. Wie würde es ausgehen? Wie muss man sich vorbereiten? Ich hatte sechs Wochen vor dem Kampf gegen Miocic noch einen Kampf und immer noch viele offene Fragen. Nach dem Titelkampf hatte ich es verstanden.“
Ngannou hatte sich nach seinem Wechsel zur UFC in Windeseile ins Titelrennen vorgekämpft und knockte auf dem Weg dorthin unter anderem Andrei Arlovski und Overeem aus, gegen Curtis Blaydes siegte er durch technischen Knockout. Vier Jahre und zwei Monate nach seinem ersten Profi-Kampf stand er im Duell um den wichtigsten Titel der Welt.
„Es war ein sehr schneller Aufstieg. Ich hatte nicht genug Zeit im Käfig, um Erfahrung zu sammeln. Es waren fast vier Jahre seit ich mit dem Sport begonnen hatte, aber ich hatte einfach nicht genug Zeit im Käfig. Ich habe in einer Nacht mehr Zeit im Käfig verbracht als in allen vorherigen Kämpfen meiner UFC-Karriere. Viele erreichen das Level, nachdem sie ihr ganzes Leben lang Sport gemacht haben, vielleicht Ringen oder andere Sportarten in der Schule, am College, aber ich nicht. Als ich aufwuchs, habe ich nur ums Überleben gekämpft und bin irgendwann da reingeraten. Es ist eigentlich verrückt.“
Ngannou konnte vor drei Jahren eine gute erste Runde gegen Miocic abliefern, bevor der Champion seine Erfahrung ausspielte und den Kampf in seine Richtung lenkte. Ngannou hatte auf einen Überraschungs-Knockout gehofft. Ein Fehler, wie der Kameruner danach einräumte. Einer, den er nicht wiederholen will.
„Im Stipe-Kampf habe ich mich in der ersten Runde zu sehr beeilt. Ich hatte fünf Runden, warum habe ich so aufs Gas gedrückt und meinen Tank geleert? Der Typ, der damals im Käfig stand, sieht zwar aus wie ich, aber ich erkenne mich nicht wieder, ich kämpfe nicht mehr so wie damals. Er ist wie eine andere Person. Ich war sonst immer ruhig, habe Druck gemacht und mich langsam in den Rhythmus kommen lassen, um Gelegenheiten zu nutzen. Meistens hat mich mein Gegner zuerst angegriffen. Aber im Stipe-Kampf war ich es, der attackiert hat. Ich hätte es ruhiger angehen sollen.“
Nun fühlt sich der 34-Jährige bereit. Nachdem er sich im Anschluss an den Titelkampf auch Derrick Lewis geschlagen geben musste, hinterließ der Kameruner eine Schneise der Verwüstung hinter sich und schickte die nächsten vier Gegner, darunter die Ex-Champions Cain Velasquez und Junior dos Santos, in zusammengenommen 2:42 Minuten auf die Bretter. Nun will er zeigen, dass er die nötige Erfahrung hat, um Champion zu werden.
„Ich wusste, dass der Kampf kommen wird. Ich war sehr frustriert. Das Warten, die Unsicherheit, aber ich wusste, der Kampf wird kommen. Es gab nur eine Möglichkeit, den Kampf auf die Beine zu stellen. Den Arsch ins Gym bewegen, arbeiten, rausgehen, Kämpfe gewinnen und den Titelkampf verdienen. An irgendeinem Punkt musste es einfach passieren.“