Corey Anderson: Benutzt euren Kopf, solange ihr noch das Gehirn dafür habt.
Es ist still geworden um Corey Anderson. Im Frühjahr stand er nach Siegen über Glover Teixeira, Ilir Latifi und Johnny Walker noch kurz vor einem Titelkampf, eine krachende Niederlage gegen Jan Blachowicz veränderte alles. Denn nicht nur seine Siegesserie war damit vorbei, weil die Ärzte im Nachgang wohl nicht richtig aufpassten, stand sogar seine Karriere kurz vor dem Ende.
„Nach meinem letzten Kampf am 21. Februar wurde mir an einem Tag, nachdem ich stundenlang Land erkundet hatte, einfach schwarz vor Augen und ich brach zusammen, wobei ich mit meinem Gesicht auf die Schotterstraße stürzte“, erklärte Anderson in einem langen Facebook-Beitrag. „Ich lag fünf Tage lang in der Notaufnahme, während Tests und Blutuntersuchungen durchgeführt wurden, um herauszufinden, was passiert war.“
Vergebens. Trotz mehrerer Untersuchungen konnte kein Arzt genau feststellen, wie es dazu kam, dass ein austrainierter Profi-Sportler von einem Moment auf den nächsten zusammenbricht. Nur in einem Teil der Diagnose waren sich die Ärzte einig.
„Ich war bei vielen Ärzten. Bis auf einen sagte mir jeder, ich hätte eine massive Gehirnerschütterung und dass der Wasser- und Nahrungsmangel nach Tagen auf Wanderschaft dazu geführt hatte. Ein Arzt erklärte mir sogar, dass mein Herz kurz aufgehört hatte, zu schlagen und dass es das nächste Mal im Kampf passieren könnte. Das Gesicht meiner Frau veränderte sich schlagartig und auch meine Gefühle machten eine Achterbahnfahrt durch. Ich wurde wütend über die Ärzte, weil ich innerlich Angst bekam.“
Anderson suchte weiter nach der Lösung und fand sie schließlich im Universitätskrankenhaus von New York. Ins Details gehen wollte das Halbschwergewicht dabei nicht, er ist einfach froh, dass er weiterkämpfen darf.
„Ich habe mit vielen Spezialisten dort gesprochen, mehr Tests gemacht und musste zwei sehr schmerzhafte ambulante Herzoperationen über mich ergehen lassen, um weitere Beweise für die Theorie dieses einen Arztes zu finden. Er hatte meine Karriere komplett zum Stillstand gebracht, bis es mein Herz wieder erlauben würde, zu kämpfen. Am Montag habe ich das Krankenhaus ein letztes Mal nach einem letzten Eingriff mit der Freigabe und einer Notiz verlassen, die mir sagt ‚Herzlichen Glückwunsch Mr. Anderson, ich kann sie wieder Leute verprügeln lassen‘“
Für den 30-Jährigen steht fest, dass es gar nicht soweit hätte kommen müssen, hätten die Ärzte und Kommissare nach seinem letzten Kampf ihre Arbeit richtig gemacht und ihn ordentlich untersucht. Der Amerikaner warnt seine Kollegen daher auch, auf sich aufzupassen und vor allem genügend Zeit zur Erholung einzuplanen.
„Die Kommission und die Medizinier haben mich nach meinem letzten Kampf nicht ordentlich durchgecheckt. Ich habe normal weitergelebt und einen teuren Preis bezahlt. Dieser Wirbelwind der letzten fünf Monate hat einige Sachen ins rechte Licht gerückt. Ich bin ein Veteran, der in der Vergangenheit ohne Rücksicht auf Verluste gekämpft und sich nicht die richtigen Pausen zur Erholung und mentalen Gesundheit genommen hat, solange er weiterkämpfen konnte.“
„Ich kann euch anderen Kämpfern nur den Rat geben, passt auf eure Gesundheit auf. Wenn ihr harte Treffer im Kampf oder Training abbekommt, nehmt euch Zeit zur Erholung. Bei mir hat es solange gedauert, bis ich im Krankenbett von meinem Sohn angesehen wurde, um zu realisieren, dass es ein Leben nach dem Kämpfen gibt und ich möchte es genießen können. Kämpft clever, trainiert schlau, aber erholt und ruht euch schlau aus. Benutzt euren Kopf, solange ihr noch das Gehirn dafür habt.“
Wann der 30-Jährige wieder im Käfig in Aktion tritt, ist unklar, nur eins steht fest. „Es war ein langer Weg zurück, nichtsdestotrotz sind wir zurück!“