Aljamain Sterling: Glaubt ihr, die UFC schuldet euch danach einen Gefallen?
Nachdem die UFC bekanntgab, trotz drohender Corona-Pandemie am Termin am 18. April für UFC 249 festzuhalten und weiterhin Kämpfe zu absolvieren, war das Echo in der Kämpfergemeinde groß. Zahlreiche Athleten bewarben sich für freie Plätze im Programm. Einer, der das nicht tut, ist Aljamain Sterling. Aus einfachem Grund. Der Ertrag ist zu gering.
„Glaubt ihr, dass euch die UFC einen Gefallen schuldet, wenn ihr kurzfristig einspringt, weil es niemand sonst tut?“, fragte Sterling in einem Interview mit MMAFighting. „Es gibt Gründe, warum viele von uns das nicht tun. Wenn ihr der UFC aus der Patsche helfen wollt und glaubt, dass sich die UFC an diesen Gefallen erinnert, dann viel Glück dabei. Lasst es mich wissen, wie es ausgeht.“
Der Name des New Yorkers tauchte erst kürzlich wieder in der Gerüchteküche auf und wurde mit einem Kampf gegen Cory Sandhagen für den 16. Mai in Verbindung gebracht. Sterling trat diesen Gerüchten entschieden entgegen, da der Kampf zu kurzfristig für ein komplettes Trainingslager zustande gekommen wäre. Auch Sandhagen gab zu, sich nicht komplett fit machen zu können.
„Cory und ich wissen, dass wir uns richtig aufeinander vorbereiten müssen, wenn wir die Klingen im Octagon kreuzen sollen. Egal wer mein Gegner ist, ich will vorbereitet sein. Ich nehme keinen Gegner in der UFC auf die leichte Schulter. Ich habe das einmal getan und meine Lektion gelernt. Deswegen seid ihr auch die Dummköpfe des gesamten Sports, wenn ihr sagt, dass Kämpfer kämpfen. Das stimmt. Kämpfer kämpfen nicht nur. Nicht die guten, die langfristig Erfolg haben. Die Typen, die lange den Titel halten oder um Titel kämpfen. Ihr werdet schnell verbrennen, durchgekaut und wieder ausgespuckt werden wie in einer Drehtür und dann kommt der nächste oder die nächste, um euren Platz einzunehmen.“
Der 30-Jährige bedauert dabei, dass zu wenig Kämpfer so wie er denken, weswegen sich an der Situation von ihm und seinen Kollegen dauerhaft wenig ändern wird. Denn die UFC wird weiterhin Geschäfte machen. Dort bleibt kein Platz für Sentimentalitäten.
„Wir kommen als Gesamtheit nicht voran, weil jeder nur für sich selbst kämpft. Ich verstehe das. Jeder muss Geld verdienen, ich auch. Ich habe fast ein Jahr nicht mehr gekämpft, aber irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem man seine Situation analysiert und sich klar wird, dass das nicht das Beste für einen selbst ist.“
„Die Geschichte hat gezeigt, dass die UFC nicht deswegen so weit gekommen ist, weil sie anderen einen Gefallen tut. Sie denkt wirtschaftlich für die UFC. Daher will ich sicherstellen, und Cory hat sicherlich die gleiche Einstellung, dass die beste Version von mir am Kampfabend auftaucht, und das passiert sicherlich nicht im Mai oder April. Das passiert erst, wenn ich meine Trainingspartner um mich habe, die mich richtig vorbereiten und mir das nötige Selbstbewusstsein verschaffen, wenn ich das Octagon betrete. Ich denke, jeder mit einem Funken Verstand sollte diese Logik nachvollziehen.“
Für Sterling, der zuletzt auf einen Kampf gegen Petr Yan gehofft hatte, um sich damit einen Titelkampf im Bantamgewicht zu verdienen, ist das Risiko zu groß, seinen Platz im Titelrennen durch eine mangelnde Vorbereitung zu verspielen.
„Es geht um eine Abwägung von Risiko und Belohnung und derzeit sollte man das Risiko einfach nicht eingehen, weil die Belohnung nicht garantiert ist. Wenn beide Kämpfer kaum eine Vorbereitung haben, aber die UFC einen Titelkampf verspricht, schriftlich im Vertrag garantiert, dann bin ich bereit, die Würfel rollen zu lassen. Aber ich nehme keinen Kampf an, weil ich das Geld brauche. Das ist es nicht wert. Das ist ein Marathon, kein Sprint. Wir sind nicht in der NBA mit den vielen Spielen, von denen man auch welche verlieren und trotzdem noch die Playoffs erreichen kann. Im MMA läuft das anders.“
„Man muss fokussiert bleiben und darf das Ego nicht die Kontrolle übernehmen lassen, weil man sich so Chancen kaputt macht, wenn man vorschnell eine Chance wittert und zugreift, um den Leuten zu beweisen, wie hart man ist. Die Leute interessiert das nicht. Sie interessiert, ob man gewinnt oder verliert, das ist alles. Was hast du zuletzt geleistet? Wann war dein letzter Sieg? Wie hast du gewonnen? Das ist alles, was sie interessiert.“