Michael Chandler: Die Kämpfer müssen mehr auf sich selbst wetten
Michael Chandler ist vertragsfrei. Das Bellator-Urgestein ging ohne eine Vertragsverlängerung in seinen Kampf gegen Benson Henderson bei Bellator 243 und machte mit einem vorzeitigen Sieg das Beste daraus. Nun kann sich der 34-Jährige nach neuen Herausforderungen umsehen und er genießt das.
„Ich habe nach dem Kampf bestimmt 36 Stunden nicht geschlafen“, sagte Chandler in einem Podcast. „Mein Handy ist explodiert. Leute haben mich ständig angerufen, in den sozialen Netzwerken sind meine Zahlen durch die Decke gegangen. Ich bin das durchgegangen und habe mich nur gefragt, was hier eigentlich passiert, ich bin doch nur der alte Michael Chandler hier. Was geht ab? Warum reden die Leute plötzlich so viel über mich?“
Der Grund liegt auf der Hand. Nach zehn ununterbrochenen Jahren bei Bellator könnte Chandler, der insgesamt drei Mal den Leichtgewichtstitel der Liga hielt und den Gürtel insgesamt drei Mal verteidigte, neue Ufer ansteuern und sich einer neuen Organisation anschließen. Chandler wurde immer wieder mit der UFC in Verbindung gebracht, verlängerte aber regelmäßig seinen Bellator-Vertrag. Nun deutet der 34-Jährige selbst einen Abschied an.
„Ich denke, es ist einfach der Höhepunkt nach den letzten zehn Jahren“, erklärte Chandler. „Die Leute wollten mich schon 2011 in der UFC kämpfen sehen, jedes Mal, als ich Eddie Alvarez geschlagen habe und jedes Mal, wenn mein Vertrag ausläuft, soll ich zur UFC wechseln. Aber wir haben mit ONE FC einen großen Player, Eddie ist dort. Die PFL ist eine aufsteigende Organisation mit dem Millionen-Turnier, auch ein großer Player. Ich habe sehr viele Optionen und könnte nicht glücklicher sein.“
Für den 34-Jährigen steht jedoch erst einmal wieder Zeit mit der Familie an. Aufgrund der Vorbereitung musste er die letzten drei Monate ohne seine Frau und seinen Sohn verbringen. In dieser Zeit könnte auch die exklusive Verhandlungsperiode mit Bellator auslaufen. Wie Chandler erklärte, habe man seit einem halben Jahr keine Einigung mit Bellator erzielen können, sodass er sich nun auf dem Markt umsehe und vor allem zwei Ligen im Auge habe.
„Ich sage nicht, dass wir nicht mit Bellator verhandeln, aber ich mag die Idee, zu ONE zu gehen und die Trilogie mit Eddie zu beenden und mal woanders zu kämpfen“, so Chandler. „Ich würde auch gerne gegen die Top Ten der UFC kämpfen. Ich würde auch gerne bei Bellator bleiben, noch zehn Kämpfe machen und dann als meist ausgezeichneter Bellator-Kämpfer hinter das Mikrofon wechseln. Scott Coker hatte seine Gelegenheit. Er hat mich den Vertrag auskämpfen lassen und erklärt, ich sei keine 21 mehr. Aber ich habe gerade das beste Bellator-Leichtgewicht neben mir ausgeknockt.“
Wie es mit Chandler weitergeht, ist derzeit also noch unklar. Der Amerikaner scheint nicht an einer Verlängerung bei Bellator abgeneigt, insbesondere eine mögliche Co-Promotion von Events mit Showtime Boxing oder der japanischen Liga Rizin FF reizen den 34-Jährigen, weswegen auch ein Verbleib möglich ist, sollte das Angebot stimmen. Zumal der Amerikaner noch eine Rechnung mit Patricio Freire offen hat, seit ihn der Brasilianer kalt erwischte und ausknockte. In jedem Fall will sich Chandler nicht allzu lange Zeit mit der Entscheidung lassen, sodass er in diesem Jahr noch einmal in den Käfig steigen kann.
„Es wird eine sehr schwere Entscheidung, aber wenn sich eine Gelegenheit ergeben hat, habe ich bisher immer die richtige Entscheidung in Anbetracht der Informationen getroffen“, so Chandler. „Es wird auch dieses Mal nicht anders werden und ich denke, dass wir in den nächsten Monaten schon genau wissen, wohin es geht, ich will Ende 2020 wieder kämpfen.“
Die UFC scheint zumindest nicht ganz abgeneigt. UFC-Präsident Dana White wurde am vergangenen Wochenende zu Michael Chandler befragt und erklärte, er würde sich gerne mit Chandler zu einem Gespräch treffen. „Er hat es sich verdient, ich würde gerne mit ihm sprechen“, sagte White.