Sag niemals nie
World Boxing Organization Cruisergewichtsweltmeister Marco Huck konnte seinen Titel Samstagnacht zum achten Mal verteidigen und tat es in spektakulärer Form, indem er den argentinischen Riesen Rogelio Rossi in Runde sechs ausknockte. Wo die Reise für „Käpt’n“ Huck nun hingehen wird, darüber sind er und sein Management allerdings noch verschiedener Meinung.
Schon lange liebäugelt Huck mit einem Wechsel ins Schwergewicht, will die ganz großen Kämpfe, vor allem gegen die Klitschkos:
„Der Wechsel könnte schneller kommen, als man denkt“, verriet ein gutgelaunter Huck auf der Pressekonferenz nach dem Kampf. „Viele haben doch die Schnauze voll von Vitali und Wladimir“, stichelte er und imitierte dabei den Akzent der beiden Schwergewichtsweltmeister.
Sein Trainer Ulli Wegner, Manager Kalle Sauerland und Sauerland-Geschäftsführer Chris Meyer nahmen „Käpt’n“ Huck aber schnell den Wind aus den Segeln: „Man soll niemals nie sagen“, erklärte Kalle Sauerland. „Irgendwann wird es auf jeden Fall dazu kommen, die physischen Voraussetzungen dafür besitzt Marco definitiv. Wir sind jetzt aber erst einmal Weltmeister im Cruisergewicht und es gibt noch drei weitere Verbände, die sehr interessant sind. […] Marco will gerne noch einen Titel, am besten sogar noch zwei oder drei. Er wird also erst einmal im Cruisergewicht bleiben.“
Wie schnell es zu einer Titelvereinigung kommen wird, ließ Sauerland allerdings offen. In der kommenden Woche wird Huck zur WBO-Convention nach Puerto Rico reisen. Dort wird sich laut Geschäftsführer Chris Meyer entscheiden, wann und gegen wen er als nächstes boxen wird.
„Es wird mit ziemlicher Sicherheit in Kürze ein Pflichtverteidigung anstehen. Gegner und Zeitrahmen erfahren wir wahrscheinlich in Puerto Rico. Ob man da vorher noch eine freiwillige Verteidigung einschieben kann, oder sogar einen Vereinigungskampf, wird man sehen müssen.“
Fakt ist, dass die Liste der Boxer, die mittelfristig auf Klitschko-Jagd gehen wollen, derzeit sowieso schon recht lang ist, fügte Kalle Sauerland abschließend hinzu. Namentlich Hucks Stallgefährten Alexander Povetkin, Robert Helenius und Kubrat Pulev. „Hucker“ wird also wohl noch eine ganze Zeit lang im Cruisergewicht bleiben – ob er will oder nicht.
Einer, dem man im Hause Sauerland eine ganz große Zukunft prophezeit, ist Mittelgewicht Dominik Britsch. Der verteidigte am Samstag seinen International Boxing Federation Interkontinental-Titel zum ersten Mal und bestritt dabei den bislang wohl schwersten Kampf seiner Karriere. Nur knapp konnte er den Amerikaner Billy Lyell nach Punkten besiegen.
„Das war ein sehr harter Gegner“, so ein arg gezeichneter Britsch nach dem Kampf. „Er ging die vollen 12 Runden ein sehr hohes Tempo. Das war ein sehr harter Kampf für mich, ich bin aber froh, einmal 12 Runden gegangen zu sein.“
Kritik an Britsch, der gegen Ende des Kampfes ein wenig abzubauen schien, hält sein wohl größter Fürsprecher Ulli Wegner allerdings für unangebracht: „Seid doch nicht so blind, Leute“, beschwor er die anwenden Pressevertreter. „Wie vielseitig der boxen kann, wie er das Tempo seines Gegners gedrosselt und mit seiner Führhand gearbeitet hat, das war doch ganz toll. Klar muss Dominik noch routinierter werden, aber der ist doch wohl das Beste, was in Deutschland im Moment geboten wird!“
Nun, soweit mag es mit dem 24-jährigen Nachwuchs-Mittelgewicht dann zwar noch nicht sein, an fordernden Schlachten wie Samstagnacht kann ein junger Sportler wie er aber nur wachsen.
Die nächste Sauerland-Veranstaltung gibt es im Übrigen am 3. Dezember in Helsinki. Im Hauptprogramm steht dann selbstverständlich das finnische Schwergewicht Robert Helenius.