GnP-Awards 2011: Boxer des Jahres National
Das Jahr 2011 – es war ein sicherlich schlechtes für den deutschen Boxsport. Zumindest aus sportlicher Sicht. Gleich drei Weltmeistertitel verloren die Mecklenburger Sebastian Zbik, Jürgen Brähmer und Sebastian Sylvester. Und um Haaresbreite hätte es sogar zu einem weiteren Verlust in Sachen Champion kommen können. So konnte Felix Sturm in seinen beiden Kämpfen sich nur knapp behaupten, bzw. dank eines Unentschieden weiter seinen Gürtel behalten. Für die Wahl zum Boxer des Jahres national reichte es damit.
Felix Sturm, vor etwas mehr als zwei Jahren ergriff er die Flucht vom Hamburger Boxstall Universum, beendete eine langjährige Beziehung dort. Wie das heute in der Faustkampfszene üblich ist, tat er dies via Gerichtsbeschluss. Danach sollten sie kommen – die ganz großen Duelle. Jene Auseinandersetzungen, die er vorher nicht machen konnte, weil es ja Universum immer nicht wollte.
Aus den versprochenen großen Schlachten ist bisher nichts geworden. Stattdessen quält sich der einst unglaublich talentierte Boxer mit britischem Mittelmaß herum. Und es scheint fast so, als hätte Sturm sich dem Niveau seiner Gegner angepasst. Kein Wunder also, dass der Sat.1 Vorzeige-Champion mit Imageproblemen zu kämpfen hat. Zuletzt nahm ihn die Presse kräftig auseinander.
Da dürfte es den selbstständigen Promoter und Boxer nun aber freuen, dass er für die Leser bei GroundandPound der Boxer des Jahres ist! Die Frage die sich stellt ist: Hat Sturm diese Auszeichnung verdient?
Die Sache ist schnell zu beantworten: Ja hat er! Bereits bei der Vorauswahl bei den GnP-Redakteuren schaffte er es bei jedem unter die Top sechs und setzte sich am Ende mit mehr als einem Drittel der Stimmen klar durch.
Mangels Alternativen? Sicherlich, aber das ist eindeutig nicht Sturms Schuld. Zwar wird zu Recht nicht mit Kritik gespart, dennoch sollten sich viele Fighter, die auf den Zug der Beleidigungen und Sticheleien mit aufspringen, an die eigene Nase fassen. Sturm ist einer der wenigen, die sich rechtzeitig bei Universum gelöst haben und auf eine klare Eigenvermarktung setzten.
Dieser Mut wurde finanziell belohnt und Sturm ist inzwischen quasi sein eigener Herr. Aber in dieser Rolle gefällt er sich inzwischen zu gut und boxt schlechtere Gegner als zu Universum-Zeiten. Mit denen müht er sich inzwischen auch noch ziemlich ab, dennoch glänzt die Boxreihe dahinter mit Ringabwesenheit und teilweise sehr schlechten Vorstellungen.
Daher gewinnt auch dieses Jahr ein Fighter die Abstimmung, weil es einfach keine besseren Alternativen gibt. Sicherlich sollte eine Laudatio für einen Gewinner positiver ausfallen – aber der Abstimmung zum Boxer des Jahres national fehlt es an positiven Glanzlichtern. Fightern, die dem Jahr ihren Stempel aufdrücken und sportlich klar überzeugen. Daher ist dies auch unser Wunsch für 2012.
Und bis dahin kann man sich nur wiederholen: Es ist ganz sicher nicht Felix Sturms Schuld, dass die deutsche Boxlandschaft derzeit so aussieht, wie sie aussieht. Und daher verdient er diese Auszeichnung zu Recht – wenngleich einem ein Wort immer wieder auf den Lippen dabei liegt… Das große ABER...
Die exakte Stimmverteilung im Überblick:
1. Felix Sturm – 35,81%
2. Marco Huck – 26,68%
3. Alexander Dimitrenko – 18,39%
4. Karo Murat – 7,30%
5. Edmund Gerber – 6,24%
6. Eduard Gutknecht – 5,59%